[Seychellen] Ein perfekter Tag im Paradies: 24 Stunden auf La Digue

Klein, aber oho: La Digue ist gerade mal 10 Quadratkilometer groß, hat aber unglaublich viel zu bieten! Wir empfehlen, mindestens (!) zwei Nächte zu bleiben. Bei einem Tagesausflug ist nämlich kaum genügend Zeit, um all die schönen Ecken der Insel zu entdecken. Und außerdem: morgens, wenn die Sonne langsam aufgeht und ihre Strahlen den nassen Sand küssen, ist es einfach am schönsten auf La Digue. Begleitet uns durch unseren perfekten Tag im Paradies.

6.30 Uhr: Raus aus den Federn

Der Wecker klingelt. Erbarmungslos reißt er uns aus dem Schlaf. „Sind wir eigentlich verrückt?“, schießt es uns durch den Kopf. „Wir haben Urlaub!“ Doch der Gedanke an die wunderschöne Anse Source d’Argent treibt uns aus den Federn. Noch eine schnelle Katzenwäsche, dann schwingen wir uns auf unsere Drahtesel und radeln los zum L’Union Estate. Um 7 Uhr öffnet es seine Tore – und wir wollen natürlich die Ersten am Strand sein. Das frühe Aufstehen soll sich schließlich lohnen.

7.00 Uhr: Morning Swim an der Anse Source d’Argent

Punktlandung! Müde gähnt uns der Pförtner entgegen, als wir aufgeregt 100 Rupies pro Person über den Tresen schieben. Als Gegenleistung erhalten wir zwei Tagestickets, die wir sicher in unserem Rucksack verstauen. Ohne Umwege steuern wir durch die Plantagen Richtung Meer. An einer kleinen Lichtung steigen wir von den Rädern. Skeptisch betrachten wir das ausgeliehene Schloss. In Deutschland würde sich jeder Dieb die Hände reiben. Doch bei einem Blick auf unsere pinken Gefährte müssen wir schmunzeln: Als ob die jemand klaut! Ein paar hundert Meter schlagen wir uns noch zu Fuß durchs Gebüsch – und dann liegt er vor uns: DER Traumstrand der Seychellen. Weißer Sand und türkisblaues Wasser, eingerahmt von eindrucksvollen Granitfelsen, über die sich langsam die Sonne erhebt.

LaDigue_SourceDArgent

Leider ist dieser Traumstrand nur in den frühen Morgenstunden so leer.

Im Hintergrund reihen sich majestätische Palmen auf, ihre Blätter noch glänzend nass vom Morgentau. Es ist atemberaubend schön! Verstohlen schauen wir uns um und beginnen, innerlich zu jubeln: weit und breit kein Mensch in Sicht. Unser Plan ging auf. Wir nutzen die Gunst der frühen Stunde, spazieren umher und schießen etliche Fotos. Am liebsten würden wir jeden Winkel dieser Traumkulisse einfangen – nur für den Fall, dass unsere Erinnerung irgendwann verblasst. Aber dann können wir nicht mehr länger widerstehen und stürzen uns in die Fluten. Das Wasser ist kalt und gleichzeitig unglaublich erfrischend. Wir lassen uns treiben, bis wir zu zittern beginnen. Schnell abtrocknen und wieder rein in die Klamotten. Zeit für’s Frühstück! Auf dem Weg zurück zum Rad kommen uns mehr und mehr Besucher entgegen.

LaDigue_Taxi

Taxi fahren auf La Digue sieht meist so aus!

Sollen sie sich doch um den besten Platz streiten, wir sind fertig mit der Anse Source d’Argent. Perfektes Timing! Ein Stopp noch an der Ölmühle und am Plantation House, dann radeln wir gemütlich wieder zu unserer Unterkunft, in der wir bereits mit einem gedeckten Tisch empfangen werden.

10.00 Uhr: Radtour zur Anse Fourmis

Gut gesättigt steht uns der Sinn nach Bewegung. Wir beschließen, La Digue mit dem Rad zu umrunden. Naja, zumindest die nördliche Hälfte, denn die asphaltierte Inselhauptstraße endet an der Anse Fourmis. Danach geht es nur noch zu Fuß weiter, auf ziemlich halsbrecherischen Pfaden. La Réunion, die erste Ortschaft auf unserer Tour, beeindruckt uns wenig. In La Passe kaufen wir uns ein paar Snacks für den Tag und entdecken dabei unsere Liebe für Bananenchips. Absolut göttlich! Mit gefülltem Körbchen treten wir wieder in die Pedale – und schaffen es keinen Kilometer weit.

LaDigue_Beach

Perfekt für eine Badepause: die Anse Severe.

Die Anse Severe ist so hübsch, dass wir einfach anhalten müssen! Wir machen es uns auf unseren Handtüchern im Schatten der Takamaka-Bäume gemütlich und genießen mit einem Buch in der Hand das süße Nichtstun. Herrlich! Nach etwa einer Stunde zieht es uns weiter. Wir erreichen die „wilde“ Ostküste und können uns gar nicht satt sehen an all den prächtigen Farben rund um die Anse Patates. Die leuchtend bunten Blumen am Wegesrand ergeben einen herrlichen Kontrast zu den weißen Wellen, die schäumend an den Granitfelsen brechen. Hier ein Foto und dort auch noch, sonst glaubt uns doch niemand, wie wunderbar die Seychellen sind! Schließlich rollen wir gemächlich weiter.

Nächster Halt: die Anse Banane. Das „Chez Jules“ lockt uns mit leckeren Fruchtshakes an. Wir entscheiden uns für eine frische Kokosnuss und schlürfen sie an einem der schattigen Tische. Dabei beobachten wir eine riesige Landschildkröte bei ihrem Projekt „Straßenüberquerung“.

Nach etwa 5 Minuten hat sie es endlich geschafft. Wir kommen uns ähnlich schwerfällig vor. Gerade mal 5 Kilometer haben wir bisher zurückgelegt. Aber dann besinnen wir uns: wir sind im Urlaub, nicht auf der Flucht. Und außerdem: der Weg ist das Ziel! Wir schwingen uns wieder auf den Sattel. Weiter geht’s.

13.00 Uhr: Kletterabenteuer auf dem Weg zur Anse Cocos

Nach ein paar hundert Metern ist jedoch erstmal Schluss. End of the Road. So scheint es zumindest. Aber davon lassen wir uns nicht abhalten. Unser Abenteuergeist ist geweckt! Wir ketten die Drahtesel aneinander und setzen den Weg zu Fuß fort. Mal sehen, ob wir es nicht doch bis zur geheimnisvollen Anse Cocos schaffen. Nach einer Weile müssen wir uns eingestehen: schaffen wir nicht! Der zunächst flache Pfad ist mittlerweile ziemlich felsig geworden. Statt laufend kommen wir nur noch kletternd und springend voran. In Anbetracht des steilen Abhangs zu unserer Linken ein ziemlich gewagtes Unterfangen, vor allem in Flip Flops. Zwei junge Seychellois bringen uns endgültig zur Vernunft, als sie uns gleich zweimal besorgt fragen, ob wir wirklich weiterlaufen wollen. Wir geben auf und kehren um.

13.30 Uhr: Sonnenbaden an der Grand Anse

Der Tag ist noch jung. Genug Zeit, um der Grand Anse einen Besuch abzustatten. Eigentlich liegt sie nur gut 2 Kilometer von unserem aktuellen Aufenthaltsort entfernt, könnten wir nur weiter geradeaus fahren. Aber so drehen wir um, radeln wieder zurück nach La Réunion und von dort weiter durch die Feuchtgebiete gen Südosten. Nach rund 9 Kilometern und einigen kurzen Flüchen ob der fehlenden Gangschaltung, die wir besonders bei der langgezogenen Bergauf-Passage schmerzlich vermissen, erreichen wir endlich unser Ziel. Erstmal pausieren, das haben wir uns redlich verdient! Doch der Gedanke an die auch von hier nahe gelegene Anse Cocos lässt uns nicht los. Über einen schmalen Waldweg soll sie zu erreichen sein. Nach kurzer Suche finden wir den Einstieg und werfen einen prüfenden Blick ins Dickicht: keine tückischen Felsen in Sicht. Euphorisch laufen wir los – und bremsen gerade noch rechtzeitig vor einem riesigen Spinnennetz samt Bewohner, das den ganzen Weg versperrt. Palm Spider! Ein Schauer läuft uns über den Rücken. Natürlich könnten wir uns drunter hinwegducken, aber dahinter sehen wir Netz nach Netz nach Netz. Nein danke! So schön kann die Anse Cocos gar nicht sein! Dann faulenzen wir eben noch ein wenig an der Grand Anse.

LaDigue_GrandAnse

Es spricht ja auch nicht dagegen, hier ein wenig zu entspannen, oder?

16.00 Uhr: Bergwanderung auf den Nid d‘Aigle

Was macht man so nach etlichen Kilometern auf dem Rad? Richtig: einen Berg besteigen! Der Nid d’Aigle ist mit seinen 333 Metern zum Glück keine allzu große Herausforderung. Wir parken unsere Drahtesel am Fuße der Bergstraße und marschieren los. Der erste Streckenabschnitt führt uns hauptsächlich über Asphalt ohne nennenswerte Aussichten. Macht aber gar nichts, denn aktuell finden wir die kleinen Häuschen links und rechts des Weges spannend genug. Wie es wohl sein mag, auf einer kleinen Insel zu leben, auf der fast immer Sommer ist? Verstohlen versuchen wir, einen Blick in die Gärten zu erhaschen und bleiben bei unseren Kopfverrenkungen zum Glück unentdeckt. Gut 30 Minuten später stehen wir vor dem „Belle Vue Café“, das seinem Namen alle Ehre macht. Wir gönnen uns eine eiskalte Cola bei grandiosem Meerblick. Frisch gestärkt schaffen wir den weiteren Weg zum Gipfel mit links. Er führt durch dichtes Grün und ist aufgrund diverser Wurzeln und Steine zumindest ein klein wenig anspruchsvoller als die Asphaltstraße. Oben angekommen erwartet uns eine herrliche Panoramasicht, die wir ausgiebig genießen, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.

LaDigue_NidDAigle

Der anstrengende Aufstieg belohnt mit einem grandiosen Blick über La Digue.

18.00 Uhr: Spaziergang durch das Veuve Reserve

Das letzte Licht des Tages nutzen wir für einen Spaziergang durch das kleine Veuve Reserve, welches praktischerweise ganz in der Nähe des Nid d’Aigle liegt. Dabei verfolgen wir ein ganz bestimmtes Ziel: wir wollen den seltenen Paradise Flycatcher aufspüren. Der kleine Vogel mit den beeindruckend langen Schwanzfedern soll sich nämlich bevorzugt in diesem Waldstück aufhalten. Wir streifen eine Weile umher. Doch unser Versuch, mit möglichst leisen Schritten die Sichtungschancen zu erhöhen, scheint nicht von Erfolg gekrönt. Es kreisen zwar etliche Fledermäuse über unseren Köpfen, die auch unglaublich faszinierend sind, aber der Flycatcher lässt auf sich warten. Fast haben wir schon aufgegeben, da entdecken wir im Blättermeer eine verheißungsvolle Schwanzspitze. Als wir uns vorsichtig nähern, bestätigt sich die Hoffnung: da sitzt tatsächlich ein Flycatcher. Als hätte er nur auf uns gewartet. Mission: erfolgreich erledigt! Beschwingt laufen wir zurück zur Unterkunft.

LaDigue_ParadiseFlycatcher

Man muss schon genau hingucken, um den seltenen Paradise Flycatcher zu erspähen.

19.00 Uhr: Dinner-Time

Nach einem langen und ereignisreichen Tag hängt uns der Magen mittlerweile in den Kniekehlen. Höchste Zeit für’s Abendessen! Praktisch, dass wir dafür gar nicht weit laufen müssen. Denn dank Halbpension wird uns in unserer Unterkunft, dem Rising Sun Guesthouse, ein leckeres, kreolisches Mahl kredenzt. Wir hauen ordentlich rein. Anschließend verlagern wir uns mit einem eiskalten Seybrew auf die Terrasse und schauen den Fledermäusen bei ihren abendlichen Flugmanövern zu, bevor wir todmüde ins Bett fallen.

22.00 Uhr: Gute Nacht, La Digue!

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