[Kambodscha] Siem Reap: Alles Angkor, oder W(h)at?

Siem Reap – das Tor zu Angkor Wat. Viele Touristen nutzen die wachsende Stadt tatsächlich nur als Durchgangsstation auf dem Weg zu den berühmten Tempeln. Aber was ist, wenn man nach zwei Tagen Angkor-Marathon plötzlich ganz unbedingt mal etwas anderes sehen möchte als weitere Bauwerke der alten Khmer-Hochburg? Ist man dann hier an der falschen Adresse? Oder hat Siem Reap nicht vielleicht doch noch mehr zu bieten? Wir haben uns mal ein wenig umgeschaut und ein paar alternative Ausflugsziele gefunden.

Kompong Phluk, das Pfahldorf am Tonle-Sap-See

Auf dieses Ziel sind wir tatsächlich auch durch das umfangreiche Ausflugsprogramm unseres Guesthouses aufmerksam geworden. Irgendwie hatten wir bei der Aufregung um Angkor ganz vergessen, dass der größte See Südostasiens quasi direkt vor der Tür liegt. Kompong Phluk ist nur 15 Kilometer von Siem Reap entfernt und mit dem Tuk Tuk schnell erreicht. Der Weg führte uns zunächst durch kleine Dörfchen über staubige Straßen und bot spannende Einblicke in das einfache Landleben Kambodschas. Schon bald taten sich die weitläufigen Feuchtgebiete des Sees vor uns auf. Grüne Felder, soweit das Auge reichte. Dort und hier grasten friedlich ein paar Wasserbüffel. An einem kleinen Ticketoffice kaufte unser Fahrer zwei Boottickets für umgerechnet 20 € (Tipp vom Host, Touristen wird gerne mal der doppelte Preis abgeknöpft), denn Kompong Phluk kann man am besten vom Wasser aus erkunden. Am nahen Bootsanleger wechselten wir unseren fahrbaren Untersatz und schipperten mit dem Boot den Fluss entlang, mitten hindurch durch das faszinierende Pfahldorf. Die Trockenzeit hatte gerade begonnen und so ragten die bunten Häuschen auf ihren teils eigenartigen Holzgerüsten hoch in die Luft. Ein wirklich atemberaubender Anblick! Und irgendwie war es doch ein ganz normales Dorf: Wäsche flatterte auf ihren Leinen im Wind, farbenfrohe Blumen schmückten die Hauseingänge. Kinder in Schuluniformen überholten uns ebenso wie Frauen in Booten voller Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Nur eins passte nicht ins Bild: der ganze Müll am Flussufer. Dieser Anblick sollte uns leider auf unserer gesamten Reise durch Kambodscha begleiten, aber hier war es schon extrem.

Kurz bevor der Fluss in den Tonle-Sap-See mündete, wartete noch ein besonderes Highlight auf uns: der überflutete Wald („Flooded Forest“). Wir tauschten unser Motorboot für 10 € gegen einen hölzernen Kahn, den unsere Fahrerin auf einem halbstündigen Rundkurs sicher zwischen den knorrigen Bäumen hindurch steuerte. Ein tolles Erlebnis und eine wirklich eigenartige Atmosphäre. So manches Mal fragten wir uns, was wohl im dunklen Wasser unter uns lauerte. Ein bitterer Beigeschmack blieb allerdings bei diesem Teil des Ausflugs: das Ganze wirkt ein wenig wie eine Massenveranstaltung. Beim Umstieg in den Holzkahn wurden wir regelrecht abgefertigt und am Ende der Fahrt tatsächlich dazu angehalten, uns und unserer Fahrerin ein überteuertes Getränk zu kaufen. Es geht uns nicht ums Geld, aber wir hätten diesen Kauf lieber aus freien Stücken und nicht aus „Zwang“ getätigt.

SiemReam_SunkenForest

Auf dem kleinen Kahn schoben wir uns durch den Flooded Forest

Wieder zurück auf dem Motorboot fuhren wir noch kurz auf den See hinaus, durchquerten anschließend noch einmal Kompong Phluk und steuerten wieder den Bootsanleger an, wo unser Tuk Tuk bereits auf uns wartete.

Flughundkolonie in den Königlichen Gärten

Die Königlichen Gärten („Royal Gardens“) am Charles De Gaulle Boulevard sind eher eine Park- als eine Gartenanlage. Ein bunt bepflanztes Blumenbeet, ein paar hübsche Frangipani-Bäume, ein steinerner Springbrunnen und dazwischen Rasenflächen – mehr darf der Besucher hier nicht erwarten. Wir waren aber auch nicht der Botanik wegen dort. In den mächtigen Bäumen in der Parkmitte lebt eine riesige Flughundkolonie, die allabendlich mit Einbruch der Dämmerung zur Nahrungssuche ausschwärmt. Weil wir ein bisschen zu früh vor Ort waren, haben wir es uns auf einer der vielen Bänke gemütlich gemacht und den Einheimischen bei ihren Ballspielen zugeschaut. Irgendwann geriet endlich Bewegung in die Baumkronen. Langsam flatterte ein Flughund nach dem anderen aus dem Blätterdach hervor, um anschließend in Richtung Stadt davonzuziehen. Ein großartiges Schauspiel!

Cocktail Happy Hour im Victoria Angkor Resort

Nach den vielen Tagen mit einheimischem Essen, Fruit Shakes und Angkor Beer bzw. Beerlao (in Laos) hatten wir mal wieder richtig Lust auf einen leckeren Cocktail in gediegener Atmosphäre. Und wo sollte so etwas besser möglich sein als im Victoria Angkor Resort, dem schicksten Hotel in ganz Siem Reap (direkt neben den Königlichen Gärten)? Von 17 bis 19 Uhr gibt es dort tatsächlich eine Happy Hour! Unsere Befürchtung, dass wir mit unseren Stoffhosen und Flip Flops etwas misstrauisch beäugt werden, hat sich schnell in Luft aufgelöst. Nach einer freundlichen Begrüßung wurde uns ein schöner Tisch auf der gemütlichen Terrasse mit Blick auf den Pool zugewiesen, zu unseren Cocktails wurden leckere Nüsse und frische Gemüsesticks mit Dip serviert. Im Hintergrund probte leise der Gitarrist für seinen Auftritt am Abend. Was für eine schöne und entspannte Atmosphäre! Auf der Rechnung standen hinterher knapp 5 € – die haben wir für so eine herrliche Pause gern bezahlt.

Auf dem Weg zum Ausgang haben wir uns noch ein wenig umgeschaut: das gesamte Hotel ist im französischen Kolonialstil der 30er-Jahre erbaut und wirklich hübsch eingerichtet.

Pub Street und Art Night Market

Willkommen auf Siem Reaps Backpacker-Meile! Auch wenn Partytrubel eigentlich überhaupt nicht unser Ding ist, wollten wir uns einen Besuch dieses schillernden Szene-Viertels nicht entgehen lassen. Also stürzten wir uns kopfüber in das bunte Treiben. Abgerockte Bars wechselten sich ab mit hippen Restaurants, an den unzähligen Straßenständen gab es von gerolltem Eis bis hin zu Skorpionen am Stiel die verrücktesten Dinge zu kaufen. Es war laut, es war voll – und es war besser als erwartet. Wenn’s aber mal doch zu viel wird, gibt es eine einfache Lösung: abbiegen! In den kleinen Seiten- und Parallelstraßen geht es nämlich deutlich ruhiger zu. Auch hier gibt es eine gute Auswahl an Restaurants, die vor allem lokale Gerichte zu recht günstigen Preisen anbieten. Wir haben uns für das Khmer Kitchen Restaurant (Ecke Pub Street Alley / Doung Hem Street) entschieden und kamen mit einem sympathischen brasilianischen Backpacker am Nebentisch ins Gespräch.

Frisch gestärkt stand uns der Sinn nach ein bisschen abendlichem Bummeln. Wie praktisch, dass sich der Art Center Night Market direkt am Ende der Pub Street befindet. Hätten wir uns in Laos nicht schon ordentlich mit Souvenirs und Mitbringseln eingedeckt, wären wir hier bestimmt auch fündig geworden. Allerdings müssen wir zugeben, dass uns die Atmosphäre auf dem Night Market in Luang Prabang ein wenig besser gefallen hat – auch wenn es bei unseren Besuchen dort immer recht voll war.

Garden of Universe

Wo wir gerade schon beim Thema Essen sind: Lasst euch einen Besuch im Garden of Universe nicht entgehen! Das kleine Restaurant liegt etwas abgeschieden in der Torpeang Ses Commune und ist jeden Kilometer Anreise wert. Wir hatten Glück, denn von unserem Guesthouse (Firefly Guesthouse) ist es nur ein Katzensprung bis zu diesem kleinen Paradies. Die herzliche Gastgeberin Apple serviert unglaublich leckere thailändische Gerichte in einem wahnsinnig gemütlichen Innenhof, der mit ganz viel Liebe zum Detail hergerichtet wurde. Hätten wir diesen tollen Ort schon eher entdeckt, wären wir vermutlich jeden Abend dort gewesen. So hatten wir leider nur einmal die Gelegenheit, uns ein tolles Pad Thai und köstliches Crispy Pork bei einem erfrischenden Apple Lime Soda schmecken zu lassen. Wir können uns übrigens selbst nicht erklären, warum an diesem Abend nur zwei Tische besetzt waren. Eigentlich müsste es hier immer brechend voll sein. Vielleicht waren wir einfach nur spät dran.

Unser Fazit

Siem Reap selbst hat hier und dort schon ein paar schöne Ecken. Ohne die Nähe zu Angkor hätten wir die wuselige Stadt allerdings links liegen gelassen – und dabei aus unserer Sicht nicht allzu viel verpasst. Wenn man allerdings schon einmal vor Ort ist, kann man gut und gerne auch einen Tag länger bleiben. Denn langweilig wird es nicht!

 

Ein Gedanke zu “[Kambodscha] Siem Reap: Alles Angkor, oder W(h)at?

  1. Karin schreibt:

    Hallo ihr Lieben,

    was für ein toller Artikel! Macht auf jeden Fall Lust auf mehr, ich würde am liebsten auch gleich wieder in den Flieger steigen und in den Urlaub fliegen 🙂

    Wer sich über das Klima in Kambodscha und diversen anderen beliebten Reisezielen informieren will, kann das gerne auf meiner Webseite tun. Ich freue mich auch über Erfahrungsaustausch und Verbesserungsvorschläge.

    Ganz liebe Grüße, Karin

    Like

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