Der kleine Ort Murchison liegt irgendwo im Nirgendwo auf halber Strecke zwischen Nelson und Westport, gerade einmal 500 Einwohner haben sich hier angesiedelt. Die Annehmlichkeiten sind schnell aufgezählt: eine Tankstelle, drei Cafés, ein recht übersichtlicher Four Square Supermarkt, ein Gemischtwarenladen, eine Handvoll Hostels. Oh, und ein kleines Museum, dessen Fokus laut Internet besonders auf dem Erdbeben von 1929 liegt, welches das kleine Städtchen schwer getroffen hat. Bei unserem Besuch hatte es leider bereits geschlossen (Öffnungszeiten 10 – 16 Uhr). Viel gibt es hier also wahrlich nicht zu tun – und gerade das hat uns so gut gefallen. Unsere Reise war bisher sehr actionreich und hier konnten wir einfach mal einen Gang zurückschalten.

Kleinstadtidylle in Murchison
Wir hatten uns im Lazy Cow Hostel einquartiert – ein gemütliches kleines Gästehaus, bei dem die namensgebende Kuh eine zentrale Rolle in der gesamten Dekoration spielt. Wir haben ein tolles Zimmer mit Blick auf den großen Garten zugeteilt bekommen. Hier konnte man sich wirklich wohlfühlen (und sollte laut Reiseführer besser aufpassen, dass man nicht selbst zu einer „faulen Kuh“ wird). Der Empfang war sehr herzlich und nach einem kurzen Plausch stand dann auch unser Programm für den restlichen Nachmittag fest.

Entlang des Matakitaki Rivers kann man die Seele baumeln lassen
Murchison ist eingebettet in die „Four Rivers Plain“ (Ebene der vier Flüsse) – was liegt also näher als ein schöner Spaziergang entlang eines Flusses? Unser Ziel war der Matakitaki River, der im Nordwesten des Ortes in den Buller River fließt. Bewegt man sich abseits der großen Hauptstraße, trifft man kaum eine Menschenseele – geschweige denn ein Auto. Über die Hotham Street ließen wir langsam aber sicher auch die letzten Reste der Zivilisation hinter uns. Zahllose Viehweiden links und rechts des Weges gaben großartige Panoramablicke auf die Berglandschaften am Horizont frei. Die Hotham Street endete an einem kleinen Picknickplatz, der gleichzeitig Startpunkt für den von uns geplanten Mataki Willowgrove Walk war. Über ein paar Treppenstufen ging es hinab zum breiten Flussbett des glitzernden Matakitaki Rivers. Die Kulisse ist einfach traumhaft. Etwa einen Kilometer spazierten wir gemütlich entlang des Flusses, bis wir uns aufgrund des immer knapper werdenden Tageslichtes zur Rückkehr in unser Hostel entschieden.
Jetzt hatten wir nur noch ein kleines Problem: Hunger! Das bescheidene Angebot im Four Square sprach uns nicht wirklich an und zum Selbstkochen waren wir einfach zu faul. Wie praktisch, dass zum Lazy Cow Hostel auch die Cow Shed Pizzeria gehört. Hier bekommt ihr leckere selbstgebackene Pizza, die ihr entweder direkt vor Ort verzehren oder alternativ mitnehmen könnt. Wir entschieden uns über die erste Option und freuten uns über einen tollen Service. Ein kleiner Hinweis: Die Pizzeria ist wohl nicht täglich geöffnet, also informiert euch am besten vorab, wenn ihr Lust auf Pizza haben solltet.
Buller Gorge Swingbridge
Nach einer entspannten Nacht in absoluter Ruhe stand ein Besuch der Buller Gorge Swingbridge (State Highway 6, 14 km westlich von Murchison, Eintritt 7 € pro Person) und des zugehörigen Heritage Parks auf dem Programm. Die 110 Meter lange Hängebrücke ist die längste ihrer Art in Neuseeland und spannt sich in gut 15 Metern Höhe über den Buller River. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte auf keinen Fall nach unten gucken! Es schwankt ganz schön ordentlich. Eine Mitarbeiterin erzählte uns, dass es vor einigen Jahren ein so starkes Hochwasser gab, dass der Fluss bedrohlich angewachsen war und mit all seiner Kraft die Brücke fast mitgerissen hätte. Gerade nochmal gut gegangen!
Auf der anderen Seite angekommen erwartete uns dichter Dschungel, den wir auf 4 verschiedenen Wanderwegen durchqueren konnten. Wir entschieden uns für den 30-minütigen Forest Gold Walk, der uns zunächst an der berühmten White’s Creek Faultline vorbeiführte, die das Epizentrum des Erdbebens von 1929 markiert. Der Boden ist hier damals mehrere Meter tief abgesackt. Es ist schon irgendwie beeindruckend und beängstigend zugleich, was die Kräfte der Natur so anrichten können… Weiter ging es vorbei an vielen einheimischen Bäumen und Pflanzen mit tollen Ausblicken auf den Buller River bis hin zu einem riesigen Kahikatea Tree. Auf unserem Rückweg passierten wir einige Überbleibsel aus der alten Goldgräberzeit, die heute zum Teil nett in einen Picknickplatz umfunktioniert worden sind. Wären wir mutig genug gewesen, hätten wir den Buller River nun mittels Seilrutsche überqueren können (ab 20 € pro Person). Wir nahmen aber lieber den klassischen Weg wieder zurück über die Brücke.
Wer sein Glück herausfordern möchte, kann sich unterwegs übrigens selbst im Goldwaschen versuchen. Gegen Gebühr natürlich. Auch Jetbootfahrten auf dem Buller River werden regelmäßig angeboten.