Vang Vieng eilt ein etwas zweifelhafter Ruf voraus: das kleine Städtchen im Norden von Laos ist besonders bekannt für wilde Partys, Unmengen an Alkohol und feierwütige Backpacker, die sich mit einem Bier in der Hand in einem Reifen den Nam Song hinunter treiben lassen, bevor sie die Nacht zum Tag machen. Puh, das ist so überhaupt nicht unser Ding… Aber wir hatten auch andere Bilder gesehen – von unberührter Natur, abenteuerlichen Höhlen und ruhigen Badeplätzen. Das wiederum war natürlich schon verlockend. Und weil Vang Vieng für uns sowieso auf dem Weg lag (wir wollten anschließend weiter nach Luang Prabang), war die Sache schnell entschieden: wir geben der Stadt eine Chance!

Vang Vieng hat uns nicht besonders begeistert
Mit dem Bus fuhren wir nach dem Frühstück in gut 3 Stunden von Vientiane nach Vang Vieng. Es hätte sogar noch schneller gehen können, allerdings wird in Laos offenbar jede längere Busfahrt von einer obligatorischen Pause unterbrochen, die im Schnitt 30 Minuten dauert. Hätten wir nicht gebraucht, aber war nun mal auch nicht zu ändern. Gegen Mittag erreichten wir endlich unser Ziel. Die Priorität war klar: erstmal eine Unterkunft finden. Wir hatten dieses Mal – tatsächlich das erste Mal in unserem gemeinsamen Reiseleben – nichts vorab gebucht. Im Internet sind wir durch Zufall in irgendeinem Blogbeitrag auf eine hübsche Bleibe aufmerksam geworden, dort wollten wir es zuerst versuchen. Also liefen wir einmal quer durch den Ort, trugen unser Anliegen vor und ernteten ein freundliches Kopfschütteln: „Tut uns leid, wir sind ausgebucht.“ Na macht ja nix, das Hotel nebenan sieht auch ganz hübsch aus (auch wenn es vermutlich etwas teurer sein wird). Aber auch hier erhielten wir dieselbe Antwort: „Kein Zimmer frei.“ Also steuerten wir wieder das Stadtzentrum an. Auf dem Weg passierten wir ein kleines Hostel mit netten Holzbungalows auf Stelzen. „Oh, ihr habt ein Zimmer frei? Können wir das angucken?“ Durften wir – nur um festzustellen, dass es weder Mückennetz, noch Ventilator, noch Fensterglas gab. Nein danke, ist uns zu abenteuerlich. Weiter geht’s. „Was, 60 € wollt ihr für das Zimmer haben? Pro Nacht? No, no, too expensive!“ Nächster Versuch nebenan: Wow, das ist ja ein tolles Zimmer, frisch renoviert, mit Ausblick… in den Frühstücksraum? Ernsthaft? Kommt nicht in Frage! Das freie Zimmer im nächsten Hostel schräg dahinter bot immerhin einen Blick nach draußen – auf ein riesiges Baugerüst, von dem uns eine Horde an Bauarbeitern freundlich zuwinkte. Na toll. So langsam verging uns wirklich die Lust. Ziemlich durchgeschwitzt stellten wir ein weiteres Mal unsere Frage, schauten das Zimmer an, zögerten, drückten dann aber doch beide Augen zu und schlugen ein. War ja nur für 2 Nächte. Erstmal ab unter die Dusche!
Tham Jang Höhle
Mittlerweile war es Nachmittag geworden, viel Zeit blieb also nicht mehr bis zur Dämmerung. Bei unserer endlosen Suche nach einem Zimmer hatten wir im Grunde schon das ganze Stadtzentrum abgelaufen – und dieses strotzt nun wirklich nicht gerade vor Charme. Ein paar nette Restaurants reihen sich zwischen Unmengen lauter Bars, liebloser Betonbauten und austauschbaren 08/15-Läden ein. Also nichts wie raus aus in die Natur, wegen der wir ja hergekommen waren. Wir hatten uns die Tham Jang Höhle aus erstes Ziel ausgesucht, die am südlichen Ende des Ortes unweit des Vang Vieng Resorts auf der anderen Seite des Nam Song liegt. Um das Resort zu passieren ist ein kleine Gebühr von wenigen Cent pro Person fällig – nicht der Rede wert. Als wir das Resort hinter uns gelassen hatten und auf eine kleine Brücke zusteuerten, tat sich vor uns eine spektakuläre Kulisse auf: der sanft plätschernde Fluss, gesäumt von grünen Bäumen, im Hintergrund die bizarren Karstfelsen. Einfach traumhaft schön! Für die Besichtigung der Höhle waren wir leider etwas zu spät, die Treppe zum Höhleneingang war bereits versperrt. Von dort oben hätte man bestimmt einen ganz wunderbaren Ausblick auf das Tal gehabt. So spazierten wir eine Weile entlang des Flussufers gen Süden, sogen das Panorama in uns auf und genossen die himmlische Ruhe.
Es begann bereits zu dämmern, als wir den Rückweg ins Stadtzentrum antraten. Leider auch keine Liebe auf den zweiten Blick! Im Gegenteil: es war noch lauter und voller geworden. Mit viel Glück ergatterten wir den letzten freien Tisch im Green Restaurant (ebenfalls eine Empfehlung von unserem Host aus Vientiane) und wurden mit unglaublich leckeren lokalen Gerichten verköstigt. Wir verraten an dieser Stelle gern, dass wir am nächsten Tag auch nochmal zum Abendessen hierher gekommen sind. Es schmeckt und man sitzt einfach sehr gemütlich.
Auf das Fahrrad, fertig, los!
Neuer Tag – neues Glück. Vang Vieng war leider auch über Nacht nicht schöner geworden. Also folgten wir der gleichen Devise wie gestern: raus aus der Stadt! Und wie kann man das Umland besser und unkomplizierter erkunden als mit dem Fahrrad? Nach kurzer Suche fanden wir in einem Fahrradverleih zwei einfache Räder mit funktionierender Bremse und Gangschaltung, die uns für insgesamt 6€ den Tag über begleiten sollten. Voller Tatendrang radelten wir los Richtung Norden, immer der N13 hinterher. Nach einigen Kilometern erreichten wir eine Abzweigung nach links, an der ein Schild den Weg zur Pha Thao Cave wies. Perfekt, da wollten wir hin! Wir folgten einer kleinen Schotterstraße, überquerten eine Brücke, bogen nach rechts ab, fuhren gemütlich entlang eines kleinen Flusses und standen wenig später vor einem Tickethäuschen, an dem wir für rund 2€ zwei Eintrittskarten samt Leih-Taschenlampen erhielten. Na dann konnte das Abenteuer ja losgehen! Perfektes Timing übrigens, denn die wenigen anderen Besucher dieser Höhle gehörten offenbar zu einer Reisegruppe, die gerade in Aufbruchstimmung war. Wir kletterten mutterseelenallein zum Höhleneingang hinauf und stürzten uns in die Dunkelheit. Im Licht unserer Taschenlampen konnten wir uns auf dem recht flachen Höhlenboden sicher bewegen und diverse beeindruckende Stalaktiten bewundern. Ein richtiges Highlight gibt es hier zwar nicht zu sehen, aber dennoch ist diese Höhle definitiv einen Zwischenstopp wert.
Anschließend folgten wir dem Nebenarm des Nam Song weiter Richtung Norden. Die berühmte Wasserhöhle Tham Nam ließen wir links liegen, denn wir hatten erstens keine Badesachen dabei und zweitens wimmelte es hier vor Leuten. Die Landschaft um uns herum war unglaublich schön: Felder so weit das Auge reichte, saftig grüne Bäume und im Hintergrund die riesigen Karstberge. Schon bald tauchte zu unserer Rechten ein markanter Felsen auf, der die Tham Sang Cave – auch Elefantenhöhle genannt – beheimatet. Wir waren schon fast rechts abgebogen, als ein Wegweiser zu einer Lagune uns neugierig werden ließ. Die bekannte Blue Lagoon an der Tham Puh Kham hatten wir wegen der oft bemängelten Überfüllung von unserer Sightseeing-Liste gestrichen, aber vielleicht war dies hier ja die kleine Schwester? Nichts wie hin!
Gut, dass wir auf unser Bauchgefühl gehört hatten, denn die kleine Lagune konnte sich wirklich sehen lassen. Das blaues Wasser glitzerte in der Sonne und bildete einen schönen Farbkontrast zu den weißen Karststeinen am Ufer, riesige Libellen tanzten auf der Wasseroberfläche. Am anderen Ende der Lagune führte eine Treppe bergauf – vermutlich zu einer weiteren Höhle. Wir waren eindeutig zu faul, um das herauszufinden und machten es uns lieber an einem der überdachten Picknicktische gemütlich. Vermutlich hätte man sich in dem Wasser auch gut abkühlen können, aber da war ja dieses Problem mit den fehlenden Badesachen… Na immerhin die Füße haben wir mal eingetaucht, das tat gut.
Erholt brachen wir wenig später auf, jetzt war es an der Zeit für die Elefantenhöhle! Nach rund einem Kilometer erreichten wir wieder die Abzweigung zum einsamen Karstfelsen, durchfuhren ein verschlafenes Dörfchen, freuten uns unfassbar über einen kleinen Shop (unser Wasservorrat war mittlerweile verbraucht und wir hatten richtig Durst), parkten unser Fahrrad in der Nähe des Höhleneingangs, zahlten brav die kleine Eintrittsgebühr, stapften munter drauf los und… waren ziemlich ernüchtert. Das war alles? Wir standen in einem recht hohen, aber dennoch ziemlich kleinen Hohlraum, vor uns einige goldene Buddha-Statuen, ein riesiger Fußabdruck und zu unserer Rechten der namensgebende, überraschend kleine elefantenförmige Stalakmit. Das hatten wir uns irgendwie spektakulärer vorgestellt… Nach rund 5 Minuten war alles erkundet und wir machten uns auf den Rückweg nach Vang Vieng.
Die Sonne brannte vom Himmel und die Straße zog sich wie Kaugummi. Sind wir auf Hinweg wirklich so viel bergab gefahren? Gefühlt kämpften wir fast permanent gegen irgendeine kleine Steigung an und schleppten uns auf dem Rad von Schatten zu Schatten. Mein Gott, waren diese Sättel unbequem, Patryk machte zudem mittlerweile auch der zu kleine Rahmen zu schaffen. Unter Aufbringung unserer letzten Kraftreserven erreichten wir schließlich das Stadtzentrum und belohnten uns erstmal mit zwei erfrischenden Fruit Shakes. Hätten wir unterwegs irgendwo Rast gemacht, wären wir vermutlich nie mehr auf die Drahtesel aufgestiegen…
Eins stand jedenfalls fest: eine weitere Radtour am nächsten Tag würden unsere schmerzenden Hinterteile nicht durchstehen. Weil es aber nicht viel anderes vor Ort zu tun gab, schmiedeten wir während unseres Abendessens im Green Restaurant eifrig Pläne für unsere Weiterreise. Vang Vieng, das wird nichts mehr mit uns! Dein Umland ist wunderschön und deshalb solltest du wohl auf keiner Reiseroute fehlen, aber dein Stadtzentrum selbst hat uns absolut nicht vom Hocker gehauen. Zeit für uns zu gehen!