[Laos] Into the Wild: Ein Tag im MandaLao Elephant Sanctuary

Laos galt einst als Land der Millionen Elefanten. Heutzutage wird es zunehmend schwieriger, die großartigen Dickhäuter in freier Wildbahn zu beobachten (die besten Chancen hat man noch im dicht bewaldeten Südwesten). Vermutlich schießen gerade deswegen die zahlreichen Elefantencamps – oft auch unter dem Deckmäntelchen „Resort“ oder „Sanctuary“ – wie Pilze aus dem Boden.

LuangPrabang_SisavangvongRoad

Auf der Sisavangvong Road gibt es dutzende Anbieter für Elefantenbegegnungen

Wir müssen zugeben, dass die Chance auf ein Zusammentreffen mit Elefanten auch auf uns eine gewisse Faszination ausübte. So schlenderten wir eines Abends durch Luang Prabang und beäugten vorsichtig die Angebote der diversen Agenturen, die hier Tür an Tür um Kunden buhlten. Die bunten Werbebildchen zeigten immer die gleichen Szenen: lachende Touristen, die sich in korbähnlichen Gestellen von den Tieren durch die Gegend tragen ließen. Für uns ein absolutes No Go – das war definitiv nicht die Art von Begegnung, die wir erleben wollten! Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, als ein kleines Schild unsere Aufmerksamkeit gewann. Darauf zu sehen: ein Elefant mit der Unterschrift „No Riding!“. Sollten wir doch noch Glück haben? Neugierig blickten wir in den schön gestalteten Geschäftsraum des MandaLao Elephant Sanctuary und wurden von einem freundlichen Mitarbeiter begrüßt, der uns ausführlich die verschiedenen Tour-Optionen erklärte. Im Grunde aber hatten wir schon innerhalb der ersten Minute entschieden: Hier waren wir goldrichtig! Wir buchten für den übernächsten Tag zwei Plätze für die „Into the Wild“-Tour, bei der man nach einer kurzen Dschungelwanderung die sanften Riesen an deren Schlafplatz abholt und mit ihnen gemeinsam wieder ins Tal hinab spaziert – stets vor oder hinter den Tieren, aber keinesfalls obendrauf! Abgerundet wird das Ganze mit einer ausgiebigen Bananenverfütterung und einem erfrischendem Bad im Fluss. Klingt das nicht großartig? Wir hatten außerdem noch Glück: die Tour war noch ganz neu im Programm und wurde zu einem Einführungspreis von 75 € pro Person angeboten (mittlerweile knapp 90 €). Natürlich ist das kein Schnäppchen, aber das Geld ist wirklich gut investiert und ihr werdet einen unvergesslichen Tag haben. Versprochen! Und nun: lasset die Vorfreude beginnen!

Zwei Tage später bestiegen wir pünktlich um 8.30 Uhr den kleinen Van, der uns direkt an unserer Unterkunft abholte. Bis zu sechs Personen hätten an der Tour teilnehmen können, wir waren nur zu dritt. Perfekt! Auf dem Weg zum Sanctuary versorgte uns unser Guide (dessen Namen wir leider vergessen haben – für diesen Fall bot er an, ihn einfach „Mister Universe“ zu nennen) bereits mit den ersten Informationen zu unserem bevorstehenden Abenteuer.

MandaLao_Sanctuary

Das MandaLao Sanctuary strahlt bei unserer Ankunft eine einmalige Ruhe aus

Richtig interessant wurde es dann aber vor Ort: Prasop Tippraserat, der Projektmanager bei MandaLao, erzählte uns bei einem Kaffee allerhand Wissenswertes rund um das Schutzgebiet und dessen Bewohner. Die hier beheimateten sieben Elefanten haben den Großteil ihres bisherigen Lebens mit Baumfällarbeiten in sogenannten „Logging Camps“ verbracht. Sie konnten gerettet werden, als gesetzliche Regulierungen das Logging stark einschränkten und somit für die Arbeitstiere keine Verwendung mehr war. Im Sanctuary dürfen sie nun ihren Lebensabend weitestgehend in Freiheit genießen. Prasop Tippraserat ist übrigens eine echte Koryphäe auf dem Gebiet des Elefantenschutzes, immerhin hat er in Thailand aus einer kleinen Holzhütte und zwei Elefanten eines der größten und erfolgreichsten Elephant Sanctuary weltweit aufgebaut. Seine Liebe zu den Tieren spricht aus jedem Wort und aus jeder kleinen Geschichte.

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Der Fluss ist mit dem Boot innerhalb weniger Minuten überquert

Nach einer halben Stunde war es Zeit zum Aufbruch, schließlich waren wir ja der Elefanten wegen hier. Mit einem kleinen Boot setzen wir über den Nam Khan, durchquerten die zum Schutzgebiet gehörende Organic Farm und wurden von dichtem Urwald empfangen. Über Stock und Stein kämpften wir uns unserem Guide folgend langsam bergauf Richtung Elefantenschlafplatz. Ganz schön schweißtreibend… Hätten wir uns eigentlich denken können, dass wir bei einem „Into the Wild“-Trip nicht unbedingt über bunte Blumenwiesen spazieren werden. Nach einer kleinen Ewigkeit (tatsächlich waren es nur 30 Minuten) erreichten wir eine Lichtung, von der aus wir den atemberaubenden Blick auf das unter uns liegende Gelände des Schutzgebietes genießen konnten. Zur Stärkung verspeisten wir genüsslich die mitgebrachten Khao Nom Kok (kleine Kokos-Pfannkuchen) und lauschten aufmerksam unserem Guide, der uns mit einigen hilfreichen Verhaltensregeln auf die bevorstehende Begegnung mit den Elefanten vorbereitete. Wir geben es ehrlich zu: ein bisschen aufgeregt waren wir schon…

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Die Elefantendame Tonkun kommt als Erste aus dem Dschungel

Und dann war der Moment gekommen. Zwischen den Bäumen knackte es verheißungsvoll und während wir noch schnell versuchten, das ausgehändigte Bananenbündel auseinanderzupflücken, standen sie plötzlich vor uns: Tonkun (38 Jahre alt) und Bontem (35 Jahre alt), zwei große graue Elefantendamen. Wie war das jetzt noch? Wo sollte man Elefanten auf keinen Fall anfassen? Und wie sollte man nochmal die Bananen… Moment mal, wo waren überhaupt die Bananen? Gerade hielten wir sie noch in der Hand, nun hatte sie bereits einer der Elefanten klammheimlich in seinen Mund befördert. Ein kurzer Blick auf die Finger: alle noch dran! Dann lief es wohl ganz gut. Deutlich entspannter verfütterten wir nun auch den Rest der gelben Früchte und hielten unser erstes Kennenlernen fotografisch fest. Was für tolle Tiere!

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Wer Futter bringt ist ein Freund!

Mit unseren neuen Wegabschnittsgefährten machten wir uns dann auf den Weg hinab Richtung Fluss. Elefant Nummer 1 führte unsere kleine Wandergruppe an, Elefant Nummer 2 bildete die Nachhut. Es ging deutlich gemächlicher zu als beim Aufstieg. Kein Wunder, denn das Tempo bestimmte dieses Mal nicht unser sportlicher Guide, sondern die gefräßigen Dickhäuter. Und die hatten einen Heidenspaß daran, an jedem zweiten Baum ein paar Blätter abzuzupfen. Wir nutzen diesen „Zwangspausen“ für ein paar weitere Fotos.

Nach einigen hundert Metern erreichen wir einen kleinen Bachlauf, dem wir weiter ins Tal folgten. Jetzt machten auch endlich die ungewöhnlichen Schuhüberzieher einen Sinn, die wir zu Beginn unserer Wanderung im Camp erhalten hatten: sie schützten unsere Füße vor dem schlammigen Wasser, das die Elefanten offenbar über alles liebten. Wir wateten brav hinterher durch das kühle Nass, wechselten aber, wann immer es ging, zurück auf den festen Waldboden. Bald säumten saftig grüne Maisfelder unseren Pfad. Für die Mahouts (die Führer der Elefanten) die schwierigste Etappe, denn während die Felder zu unserer Rechten Teil des Schutzgebietes waren, gehörten die Felder zu unserer Linken einigen Bauern. Rechts konnte also nach Herzenslust geschlemmt werden, links war Fressen streng verboten. Mach das mal einem hungrigen Elefanten begreiflich…

Zum Glück erreichten wir ohne größere Verluste auf dem linksseitigen Feld schon bald den Nam Khan und gingen nach einer ausgiebigen Zuckerrohrverfütterung zum offensichtlich liebsten Programmpunkt unserer grauen Freunde über: das Elefantenbaden. Mit kleinen Plastikeimern bewaffnet schaufelten wir unermüdlich Wasser auf die Tiere, die diese Art der Abkühlung sichtlich genossen. Und auch wir hatten bei der Hitze nichts gegen eine kleine Wasserschlacht einzuwenden. Patryk konnte den Elefanten dank seiner fast 2 Meter Körpergröße sogar einen ganz besonderen Service bieten und ihnen das kühlende Wasser direkt über den Kopf gießen. Kommt nicht oft vor, wurde uns lachend von den Mahouts versichert. Apropos Service: während wir die Elefanten bespaßten, hat sich unser Guide große Mühe geben und zahlreiche Erinnerungsfotos geschossen. Wirklich klasse!

MandaLao_BontemShower

Bontem genießt die erfrischende Dusche

Doch auch das schönste Abenteuer geht einmal zu Ende und irgendwann war es an der Zeit, Lebewohl zu sagen. Wir verabschiedeten uns von Tonkun und Bontem, bestiegen wieder das kleine Bötchen und schipperten zurück auf die andere Seite des Flusses, wo wir bereits mit einem leckeren Mittagessen in Buffetform erwartet wurden. Ein toller Abschluss für einen tollen (halben) Tag.

Wir können den Besuch des MandaLao Elephant Sanctuary wirklich nur jedem ans Herz legen. Elefanten sind unfassbar faszinierende Tiere und es ist schön zu sehen, welcher Respekt ihnen in diesem Schutzgebiet entgegen gebracht wird. Die Eindrücke, die wir dort gewonnen haben, werden wir wohl nie wieder vergessen.

5 Gedanken zu “[Laos] Into the Wild: Ein Tag im MandaLao Elephant Sanctuary

  1. sl4lifestyle schreibt:

    Ich habe viel von den arbeitenden Elefanten gehört, die gequält und misshandelt werden. Umso wichtiger sind dann diese Sanctuarys, gerade auch wegen der Aufklärungsarbeit, die dazu gehört. Ich liebe die Dickhäuter auch!
    LG
    Sabine

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  2. Viviane (Our-Life-Journey) schreibt:

    Was ein tolles und besonderes Erlebnis! Elefanten werden in vielen Ländern für Tourosten genutzt und was man diesen Tieren beim Elefantenreiten antut ist grausam. Ganz toll, dass ihr euch für so eine andere Art von Begegnung entschieden habt. Und ist doch so auch viel schöner! 😉 Erinnerungen, die man nicht mehr vergisst. Wir hatten sowas ähnliches mit Zebras in Südafrika. 🙂

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