[Kambodscha] Wo geht’s denn hier zum Strand?

Natur, Trampelpfade, Radtouren, Stadtspaziergänge, Tempelbesichtigungen – wir lieben es, neue Orte zu entdecken! Aber auch Abenteurer brauchen mal ein bisschen Erholung. Nach zwei actionreichen Wochen in Laos und Kambodscha wurde der Ruf des Meeres immer lauter und die Aussicht auf ein paar entspannte Strandtage geradezu unwiderstehlich. Freunde hatten uns versichert: „In Kambodscha macht man keinen Strandurlaub – dafür fährt man nach Thailand oder Vietnam!“ An Kambodschas Küste gibt es also keine schönen Strände? Das konnten wir nicht glauben! Fest entschlossen, das Gegenteil zu beweisen, bestiegen wir in Battambang den Bus und kämpften uns – mit Zwischenübernachtung in Phnom Penh – vor Richtung Süden. Erster Halt: Kep!

Tief einatmen: ein Hauch französische Seeluft in Kep

Kep-sur-Mer – klingt der alte Name nicht wahnsinnig elegant? Kep blickt tatsächlich auf eine schillernde Vergangenheit zurück und galt einst als beliebtester Badeort in Kambodscha (bis ihm Sihanoukville diesen Rang abgelaufen hat). Die französischen Einflüsse spiegeln sich nicht nur in der mittlerweile leider etwas verfallenen Kolonialarchitektur wider, sondern auch in der unüberhörbaren Anzahl französischer Touristen. Aber auch wenn die größten Glanzzeiten Keps vielleicht vorbei sind, versprüht der Ort immer noch ein gewisses Flair.

Kep_BlueKep

Jeder Bungalow hat seine eigene Hängematte

Wir hatten uns in den ruhig gelegenen Blue Kep Bungalows einquartiert, die uns nicht nur mit ihren gemütlichen Zimmern, sondern auch mit einer schön gestalteten Anlage sofort überzeugten. Die Besitzerin empfahl uns, den Ort zu Fuß zu erkunden und erklärte uns die beste Route. Erster Stopp: der Crab Market. Kep ist nämlich bekannt für seinen leckeren Kep-Pfefferkrebs und den bekommt man natürlich nirgends frischer als auf dem Crab Market. Soweit die Theorie. Wir waren fest entschlossen, eine dieser Delikatessen zu probieren. Wirklich! Aber angesichts der brütenden Hitze unter den Plastikdächern (zusätzlich unterstützt durch diverse lodernde Grills) ist uns leider direkt der Appetit vergangen. Wir suchten uns lieber ein luftiges Plätzchen in einem der angrenzenden Restaurants und genossen bei Meerblick einen erfrischenden Cocktail.

Anschließend schlenderten wir weiter an der Küste entlang Richtung Kep Beach. Von hinten betrachtet waren die bunten Hütten des Crab Markets und der Restaurants wirklich hübsch anzusehen.

Kep_CrabMarket2

Der Crab Market aus der Ferne – Küstenidylle

Schon bald hatten wir wieder nette Begleitung: zahlreiche Affen von klein bis groß kreuzten unseren Weg und klaubten sich aus den am Straßenrand zurückgelassenen Lebensmittelresten ein leckeres Abendessen zusammen. Wir ließen uns nicht beirren und zogen weiter. Hinter der nächsten Straßenbiegung tauchte endlich der Strand auf. Und… naja, was sollen wir sagen? Sand und Wasser, mehr gab es eigentlich nicht zu sehen. Wenig spektakulär, aber immerhin Strand. Hocherfreut tauchten wir die Füße ins kühle Nass und spazierten am Flutsaum entlang. Am anderen Ende des Strandes angekommen wechselten wir wieder auf Asphalt und liefen weiter gen Osten bis zur Provincial Hall. Kein besonders imposantes Bauwerk, aber laut unserer Karte, die wir in der Bungalowanlage bekommen hatten, sollte es in den umliegenden Straßen einige alte französische Kolonialvillen geben. Klang vielversprechend. Allerdings dämmerte es bereits, als wir in die erste Straße einbogen. Aus den Hinterhöfen ertönte lautes Hundegebell. Kein Mensch war zu sehen. Irgendwie war uns die Gegend nicht so ganz geheuer. Wir entschieden uns spontan für den Rückzug. Außerdem machte sich so langsam aber sicher ein kleines Loch im Bauch bemerkbar: Hunger!

Also zurück zum Crab Market, denn in Kep gibt es – ähnlich wie in Battambang – kein richtiges Ortszentrum. Der Plan hatte nur einen Haken: es war weit und breit kein Tuk Tuk zu sehen. Die Straßen waren wie leer gefegt. Hoffnungsvoll warteten wir ein paar Minuten am Straßenrand. Nix! Dann mussten wir wohl doch nochmal auf unsere eigene Muskelkraft setzen. Wir hatten schon gut die Hälfte des Rückweges zurück gelegt, als hinter uns das vertraute Knattern ertönte. Juhu, einmal mitnehmen, bitte.

Vor Ort die Qual der Wahl. Aus dem Bauch heraus (der mittlerweile schon unüberhörbar knurrte) wählten wir das „Holy Crab“ Restaurant und hatten damit offenbar einen Volltreffer gelandet. Wir erwischten den letzten freien Tisch und ließen uns frische Shrimps mit Green Kampot Pepper und ein leckeres Fish Teriyaki schmecken. Himmlisch! Glücklich vollgefuttert kehrten wir nach kurzem Fußmarsch in unser Bungalow zurück und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

Inselidylle auf Koh Tonsay

Nachdem wir mit dem Kep Beach unseren Traumstrand noch nicht gefunden hatten, gab es in der Gegend noch eine Chance: Koh Tonsay (oder auch Rabbit Island, weil die Insel aus der Luft betrachtet angeblich die Umrisse eines Hasen hat). Die kleine Insel liegt direkt vor der Küste Keps, ist mit dem Jetty schnell erreicht und verspricht wahres Robinson-Crusoe-Feeling. Wer mag, kann sogar über Nacht bleiben und sich dafür eine der einfachen Bambushütten mieten. Wir entschieden uns – wie die meisten Touristen – für einen Tagesausflug. Vom Boot am Hauptstrand der Insel ausgespuckt verloren wir hier schon den Großteil unserer Mitreisenden, die es sich direkt auf den bunten Holzliegen gemütlich machten. Wir hätten bleiben sollen… Aber nein, mit einigen wenigen Verrückten machten wir uns auf, die Insel zu erkunden. Im Internet hatten wir von einem tollen Rundwanderweg entlang der Küste gelesen. Die brütende Hitze ignorierteren wir einfach in der Hoffnung auf wunderschöne, einsame Strände. Und ja, einsam wurde es tatsächlich recht schnell. Rechts des Weges tauchten schon bald die ersten kleinen Buchten auf, aber es gab einen Haken: Müll. Überall. Leider! Für mehr als eine kurze Verschnaufpause wollten wir uns hier nicht niederlassen. Also zogen wir weiter, denn wir waren noch guter Dinge. In der nächsten Bucht der gleiche Anblick: Müll. Och menno! Und so ging es immer weiter. Die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel, wir waren mittlerweile ganz schön durchgeschwitzt. Wenigstens war die Landschaft schön (wenn man den Müll ignorierte)!

Nachdem wir etwa zwei Drittel des Weges zurück gelegt hatten, war klar: das wird nix! Zum entspannten In-der-Sonne-Liegen und Baden gibt es nur eine Option: den sauberen (!) Hauptstrand! Zu diesem zurückzukehren war allerdings gar nicht so einfach. Der Weg wurde zunehmend enger und die Vegetation immer dichter. Zwei entgegenkommende Urlauberinnen mit ziemlich zerkratzten Armen warnten uns gerade noch rechtzeitig vor den schlimmsten Stellen, an denen man sich angeblich regelrecht durchs Gestrüpp schlagen musste. Wir glaubten ihnen und wählten den einzigen möglichen alternativen Weg: durchs Wasser, immer dicht an der Küste entlang. Mit einfachen Flip-Flops aus Gummi ganz schön anstrengend! Wir kamen nur im Schneckentempo voran und zwischendurch bremsten uns einige Felsen zusätzlich aus, die es zu überklettern galt. Wir hätten jetzt schon so gemütlich am Strand liegen können…

Kep_KohTonsayBeach

Das Leben genießen 🙂

Nach der zwanzigsten Biegung kam dieser Gott sei Dank endlich in Sicht! Wir können unsere Freude kaum in Worte fassen. Schnell suchten wir ein schattiges Plätzchen mit zwei freien Liegen (die man übrigens kostenlos nutzen kann, wenn man etwas zu trinken oder zu essen kauft) und hüpften ins erfrischende Wasser. Mit ein, zwei Cocktails ließen wir den Rest des Nachmittags gemütlich ausklingen. Gar nicht so übel, dieser Hauptstrand von Koh Tonsay. Noch kein Traumstrand, aber hier lässt es sich doch gut aushalten. Wir haben unseren Ausflug jedenfalls nicht bereut.

Kep_SailingClub

Leckeres Dinner im Sailing Club

Am Abend haben wir uns noch etwas Besonderes gegönnt: ein Abendessen im Sailing Club, dem schicksten Restaurant in Kep. Für das absolut köstliche Essen und die wunderbare Atmosphäre haben wir gern ein paar Euro mehr bezahlt als in der durchschnittlichen kambodschanischen Straßenküche. Im Urlaub darf so etwas zwischendurch auch mal sein.

Auf schweißtreibenden Dschungelpfaden im Kep Nationalpark

Weil wir unseren Bus nach Sihanoukville erst für den frühen Nachmittag gebucht hatten, blieb uns noch ein ganzer Vormittag, um den Nationalpark von Kep zu erkunden. Nationalpark – klingt doch unfassbar spannend. Wir hofften auf verschlungene Pfade, atemberaubende Ausblicke, scheue Tiere und eine einzigartige Pflanzenwelt. Unsere Infobroschüre versprach zudem noch einen Wasserfall und einen Schmetterlingsgarten. Perfekt. Also schnappten wir uns unsere Wasserflaschen und brachen voller Vorfreude auf. Von den Blue Kep Bungalows gab es einen etwas versteckten Zuweg zum Hauptwanderweg durch den Park, den man sonst über einen der beiden offiziellen Parkeingänge erreichen kann. Wenn man unterwegs auf einen „Ranger“ trifft, kann man den Parkeintritt problemlos nachzahlen.

Kep_NationalPark

Viel mehr als diesen Ausblick können wir von diesem Nationalpark nicht zeigen

Auf dem Hauptweg angekommen genossen wir die tolle Aussicht: Kep lag uns zu Füßen! Wir hätten noch ewig auf der kleinen Bank sitzen können, aber wir hatten ja noch eine Wanderung vor uns. Nach wenigen hundert Metern auf dem Hauptweg bogen wir nach links auf einen schmalen Pfad ab: eine Abkürzung quer über den Haupthügel des Parks, die uns auf der anderen Seite wieder auf den Hauptweg führen sollte. Und hier fing das Desaster an. Wir kletterten bergauf. Und schwitzten. Und kletterten. Und schwitzten. An Erholungspausen war nicht zu denken: sobald wir anhielten, wurden wir trotz Mückenschutzspray von einer Horde hungriger Blutsauger überfallen. Also weiter. Die Flora war wenig abwechslungsreich und die Tiere, die uns begegneten, konnten wir an einer Hand abzählen: Vogel, Vogel, Eichhörnchen. Und Mücken en masse. Irgendwie schon etwas enttäuschend. Bald trafen wir auf ein Pärchen, das uns entgegen wanderte. Die beiden hatten nichts Gutes zu berichten. Wasserfall: ausgetrocknet. Butterfly Farm: nicht gefunden. Tiere: keine gesehen. Sie rieten uns zum Umkehren. Wir überlegten noch kurz, entschieden uns dann aber tatsächlich für den Abbruch unserer Wanderung und begaben uns zusammen mit unseren beiden neuen Bekanntschaften wieder auf den Rückweg. Das nette Gespräch entschädigte zumindest etwas für das missglückte Abenteuer.

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