[Irland] Warum uns Dublin enttäuscht hat und wie wir unseren Tag doch noch retten konnten

Was haben wir uns auf unseren Besuch in Dublin gefreut! Wirklich! Bisher hatten wir nur Positives über Irlands Hauptstadt gehört. Von einem Zauber war die Rede, der einen sofort erfasst. Von einer ausgelassenen Stimmung, die einfach jeden ansteckt. Das zugehörige Kapitel in unserem Reiseführer haben wir regelrecht verschlungen und in unseren Köpfen schon eine imaginäre Liste mit all den Orten angelegt, die wir auf jeden Fall besuchen wollten. Ob ein Tag überhaupt ausreichen würde? Das Stadtzentrum ist ja recht kompakt, müsste sich also alles gut erlaufen lassen. Zur Not könnten wir ja am Ende unserer Rundreise nochmal herkommen. Klang nach einem Plan. Und dann kam alles ganz anders… Aber fangen wir mal ganz vorne an.

Weil Unterkünfte in Dublin ganz schön teuer sind, haben wir uns etwas außerhalb einquartiert. In  Leixlip, um genau zu sein. Ein putziges, kleines Städtchen mit einem netten Hotel (eins der wenigen auf unserer Reise) genau auf dem Fleck Erde, an dem Arthur Guiness den Grundstein für sein Brauimperium legte. Wir nächtigten also quasi an einem historisch bedeutsamen Ort! Vom Courtyard Hotel waren es nur rund 15 Kilometer bis ins Zentrum von Dublin. Die hatten wir am Morgen schnell zurück gelegt und fast ebenso fix fanden wir einen Parkplatz mit einer freien Lücke für unseren kleinen Micra. Und als wenn das nicht schon genug Glück wäre, entdeckten wir nur zwei Straßenecken weiter ein gemütliches Café mit einem großen Frühstücksangebot. Na das lief ja wie am Schnürchen!

Dublin: Stadtrundgang mit Höhen und Tiefen

Frisch gestärkt brachen wir auf zum Trinity College, das vermutlich so ziemlich jeder Dublin-Tourist ganz oben auf seinem Tagesprogramm stehen hat. Morgens ist es vielleicht noch nicht allzu voll, so dass wir eine Chance haben, das berühmte Book of Kells zu sehen – so dachten wir zumindest. Als wir das Haupttor durchschritten und den ersten Innenhof betraten, mussten wir erstmal kurz innehalten. Wow! Die altehrwürdigen Gebäude des 1592 gegründeten College sind wahnsinnig beeindruckend! Den Titel „Schönste Universität in Irland“ trägt es völlig zurecht! Abgesehen von zwei großen Touristengruppen war es angenehm leer. Das änderte sich jedoch schlagartig, als wir um die Ecke der Alten Bibliothek bogen. Hier hatten sie sich also versteckt, die anderen Besucher. Vor dem Eingang wartete bereits eine unendlich lange Schlange darauf, den Long Room und das Book of Kells bestaunen zu können. Kurz überlegten wir, uns ebenfalls einzureihen, die Worte unserer Freunde laut und deutlich im Kopf: „Stellt euch unbedingt an, die Alte Bibliothek ist jede Wartezeit wert!“ Recht haben sie bestimmt, aber wir entschieden uns spontan dagegen (Vielleicht war das ein Fehler?) und schlenderten stattdessen noch ein bisschen über das weitläufige Universitätsgelände. Wirklich herrlich!

Bevor wir anschließend in Richtung Innenstadt weiterzogen, legten wir noch zwei kurze Stopps am St. Stephen´s Green (nette Parkanlage ohne besondere Highlights) und am Dublin Castle (hatten wir uns irgendwie spektakulärer vorgestellt) ein. Erst das hübsche Temple Bar Viertel mit seinen unzähligen bunten Bars konnte uns wieder begeistern. Jetzt zur Mittagszeit ging es hier noch halbwegs gesittet zu und wir konnten uns in Ruhe umschauen. Auf Bildern hatten wir gesehen, welche Menschenmassen sich nach Einbruch der Dunkelheit durch die engen Gassen drängeln. Wäre überhaupt nicht unser Ding gewesen!

Zwei Biegungen später hatten wir den Liffey erreicht, welchen wir natürlich auf Dublins bekanntester Fußgängerbrücke überqueren wollten: der Ha´penny Bridge (oder Half Penny Bridge). Woher der Name kommt? Früher mussten Passanten eine Art Maut bezahlen, um die Brücke nutzen zu dürfen. Und die betrug einen halben Penny. Dort angekommen dachten wir erst, wir hätten uns verlaufen. Das soll sie sein? Mit unserer Vorstellung einer alten, steinernen Brücke hatte dieses weiße Metallgebilde nur wenig zu tun. Aber sei´s drum: nun waren wir einmal hier, also wollten wir auch rüber.

Und das… hätten wir uns eigentlich sparen können. Während Dublin südlich des Flusses wenigstens stellenweise noch ein bisschen Charme versprühte,  war dieser nun hier, rund um die Abbey Street, gänzlich abhanden gekommen. Ladengeschäfte bekannter Firmen reihten sich stupide aneinander, die Menschen eilten geschäftig hin und her. Gefiel uns nicht. Auch das „Spire of Dublin“, eine 120 Meter große „Nadel“ (Soll das Kunst sein?), deren Licht an der Spitze des Nachts über die ganze Stadt strahlt, konnte das Ruder nicht mehr rum reißen. Och menno, das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt mit Dublin… Lag bestimmt nicht an der Stadt, sondern an uns. Vielleicht waren unseren Erwartungen einfach zu hoch? Wir wissen es nicht. Es war erst 14 Uhr, der halbe Tag lag noch vor uns. Aber irgendwie hatten wir genug gesehen. Also blätterten wir etwas planlos durch den Reiseführer, bis wir an Powerscourt hängen blieben. Riesige Gärten umgeben von einer atemberaubenden Landschaft, nur gut 20 Kilometer von Dublin entfernt. Klang so, als ob es den Tag noch retten könnte. Einen Versuch war es wert. Dann mal los!

Powerscourt House & Gardens: Traumhafte Gärten mit traumhafter Aussicht

Schnell hatten wir unser Ziel erreicht. Schon als wir den ersten Fuß auf das Gelände des Powerscourt Estate setzen, wussten wir: Wir hatten absolut den richtigen Riecher! Der alte Landsitz liegt ganz idyllisch inmitten der grünen Wicklow Mountains. Und auch wenn das Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert wirklich ein Blickfang ist, so sind die Hauptattraktion definitiv die weitläufigen Gärten. Ihren Platz unter den „World´s Top Ten Gardens“ haben sie redlich verdient. Von den Terrassen oberhalb des Tripton Lake im Italienischen Garten hat man eine wunderschöne Aussicht auf den Gipfel des 501 Meter hohen Great Sugar Loaf Mountain. Im Tower Valley kann man den verwunschenen Pepperpot Turm besteigen, dessen Form tatsächlich dem Lieblingspfeffersteuer vom Esstisch des Lord Powerscourt nachempfunden ist. Der Japanische Garten besticht mit seiner landestypischen Architektur (Flüsschen, Pagode, japanische Brücke) und in der kleinen Grotte nebenan kann man zwischen den moosbedeckten Wänden fast ein bisschen die Welt um sich herum vergessen. Den Walled Garten riecht man erst, bevor man ihn sieht: unzählige Rosen blühen hier um die Wette und verströmen einen wunderbaren Duft. Etwas kurios, aber trotzdem sehenswert: der Tier-Friedhof – schon allein der putzigen Namen auf den Grabsteinen wegen. Neben den beiden Ponys „Swift“ und „Magic“ haben auch die Kuh „Eugine“ sowie „Little Bots“ und „Doodles Chow“ hier ihre letzte Ruhe gefunden.

Wir können gar nicht sagen, wo es uns am besten gefallen hat. Die Anlage ist einfach ein Gesamtkunstwerk mit ganz viel Liebe zum Detail. Überall gibt es bunte Blumenbeete, gigantische Baumriesen, imposante Marmorstatuen und kunstvolle Gittertore zu entdecken. Die 10 € Eintrittsgeld sind definitiv gut investiert in Anbetracht der ganzen Arbeit, die investiert wird, um die Gärten in Schuss zu halten. Und keine Sorge, wenn es auf den ersten Blick etwas voll erscheint: die ganzen Besucher verstreuen sich auf dem großen Areal ziemlich schnell!

Powerscourt Waterfall: Viel Wasser und noch viel mehr Menschen

Wenn man schon einmal in der Gegend ist, lohnt sich übrigens auch ein Abstecher zum Powerscourt Waterfall, der mit 121 Metern Irlands höchster Wasserfall ist. Mit ordentlich Schwung stürzt sich hier der sonst so träge Dargle River tosend über die Klippen. Etwas erschrocken waren wir allerdings über die Menschenmassen, die wir hier angetroffen haben. Lag es an dem Sonntagnachmittag? Oder an der Tatsache, dass man mit dem Auto fast bis an den Wasserfall heran fahren kann und nur noch die letzten Meter mit eigener Muskelkraft bewältigen muss? Wir haben es trotzdem irgendwie geschafft, den Trubel um uns herum auszublenden und konnten das beeindruckende Naturschauspiel in Ruhe genießen. Wasserfälle haben auf uns irgendwie immer eine magische Anziehungskraft. Einziger Wermutstropfen: Es war tatsächlich nochmal ein Eintrittsgeld in Höhe von 6 € fällig. Ob man das für eine kurze Wasserfallbesichtigung ausgeben möchte, muss jeder selbst entscheiden. Wir waren froh, dass wir es getan haben.

Castletown House Celbrige: Abendspaziergang in der Sonne

Und weil wir am Abend noch ein paar Energiereserven übrig hatten, haben wir auf dem Rückweg nach Leixlip noch eine Umweg nach Celbridge eingeschlagen, um dem schicken Castletown House einen Besuch abzustatten. Die Öffnungszeiten hatten wir leider knapp verpasst und so begnügten wir uns damit, die Außenansicht des 1720 erbauten Landhauses zu bestaunen. Die angrenzenden Felder nutzen wir anschließend für einen ausgedehnten Spaziergang, bei dem uns keine Menschenseele begegnete. Eine ganz hervorragende Idee, um die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen und ein schöner Abschluss unseres Tagesprogramms. Später haben wir erfahren, dass das Castletown House tatsächlich das größte Landhaus Irlands ist. Na toll, mit diesem Wissensstand wäre es wahrscheinlich umso spannender gewesen, doch mal einen Blick hineinzuwerfen. Beim nächsten Mal!

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