[Finnland] Verliebt in Helsinki: Unsere Tipps für ein perfektes Sightseeing-Wochenende

„Helsinki? Was um Himmels Willen wollt ihr denn da?“ Tja, so ganz genau wussten wir das anfangs selbst nicht. Aber es kam eins zum anderen. Wir fanden einen ziemlich günstigen Flug mit guten Zeiten, stolperten über ein tolles Hotel-Schnäppchen (bei dem selbst die Rezeptionistin nicht schlecht staunte, als wir die Buchungsbestätigung über den Tresen schoben) und irgendwie reizte es uns einfach, die finnische Hauptstadt zu erkunden. Sie steht oft im Schatten ihrer nordischen Schwestern Stockholm und Kopenhagen. Völlig zu Unrecht, wie wir finden! Denn Helsinki ist vielleicht nicht „schön“ im klassischen Sinne, aber dafür unglaublich vielseitig und faszinierend.

Zwischen romantischen Jugendstilgebäuden stehen zeitgenössisch-moderne Bauwerke mit klaren Linien, die unverkennbar die Handschrift finnischer Designer und Architekten tragen. Hinter unscheinbaren Türen verstecken sich gemütliche Cafés oder hippe Läden, die zum Verweilen und Stöbern einladen. Und die Natur ist immer nur einen Steinwurf entfernt, denn rund ein Drittel des Stadtgebiets besteht aus Grünanlagen.

Helsinki_view

In Helsinki ist man fast immer an der Ostsee.

Was uns am besten gefällt: die entspannte Mentalität der Finnen. Sie sitzen mit ihrem Kaffee in der Sonne und trotzen dem Ostseewind, der im März noch erbarmungslos durch die Gassen pfeift. Ihre Gelassenheit ist so ansteckend, dass wir es ihnen gleichtun – dick eingepackt mit Mütze, Schal und Handschuhen. Ja, es ist kalt so kurz vor dem Frühling, das wollen wir nicht verschweigen. Aber dafür werden wir – egal, wo wir hingehen – mit einer Ruhe belohnt, die sich in den besucherstärkeren Sommermonaten wohl kaum erleben lässt.

Unterkommen

In Helsinki gibt es eine große Auswahl an Unterkünften für jeden Geschmack und (fast) jeden Geldbeutel. Wir haben uns für eine ganz besondere Bleibe entschieden: das elegante Hotel „Katajanokka“ im gleichnamigen Ortsteil war nämlich früher ein Gefängnis. Die ehemaligen Zellen wurden in schicke Zimmer umfunktioniert, die heute Hotelgäste statt Sträflinge beherbergen (und die Türen lassen sich selbstverständlich jederzeit auch von innen öffnen). An vielen Stellen wurde der alte Gefängnischarakter erhalten und mit modernen Designelementen kombiniert, was dem Hotel ein ganz besonderes Flair verleiht. Im Keller wird Frühstück in Buffetform serviert, das keine Wünsche offenlässt. Katajanokka selbst ist ein ruhiger Stadtteil, der aber trotzdem zentral genug liegt, um alle Hotspots der Stadt schnell zu erreichen.

Rumkommen

Helsinki verfügt über ein hervorragend ausgebautes Nahverkehrsnetz. Schon die Fahrt vom Flughafen Vantaa ins Stadtzentrum ist denkbar einfach: Zug oder Regionalbus besteigen und nach rund 40 Minuten am Hauptbahnhof wieder aussteigen – oder umsteigen, sollte das Hotel nicht in Laufnähe liegen. Die Tickets gibt’s für unschlagbare 5,50 € pro Person entweder am Automaten oder direkt im Zug/Bus. Das Zentrum Helsinkis ist ziemlich kompakt und lässt sich prima zu Fuß erkunden. Von der berühmten Felsenkirche im Norden bis zum hübschen Kaivopuisto-Park im Süden sind es beispielsweise nur rund 3 Kilometer. Weiter entfernte Ziele wie das schöne Freilichtmuseum auf Seurasaari können per Bus (Linie 24) erreicht werden. Wer viel fahren und gleichzeitig auch viele Sehenswürdigkeiten besuchen möchte, sollte prüfen, ob sich eventuell die Helsinki-Card lohnt. 48€ (für einen Tag) bzw. 58€ (für zwei Tage) sind zwar kein Pappenstiel, aber dafür fällt bei vielen Attraktionen – vor allem Museen – kein Eintrittsgeld mehr an. Für uns hat es sich nicht gerechnet, wir sind aber auch tatsächlich nur 2x Bus und Bahn gefahren. Der Kurzurlaub war definitiv gut für unsere Schrittbilanz!

Anschauen

Helsinki hat eine Reihe spannender Sehenswürdigkeiten zu bieten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir verraten euch unsere liebsten Spots:

Der Senatsplatz gehört definitiv zum Sightseeing-Pflichtprogramm, denn immerhin befindet sich auf ihm das städtische Wahrzeichen: der strahlend weiße Dom von Helsinki. Er macht sich unschlagbar gut als Fotomotiv – besonders vor blauem Himmel. Aber Achtung: von innen ist er nur halb so beeindruckend wie von außen. Übrigens sind auch die anderen umliegenden Gebäude einen Blick wert. In der südöstlichen Ecke des Platzes zum Beispiel steht das älteste Steinhaus der Stadt: das „Senderholm House“, in dem heute das Helsinki City Museum untergebracht ist.

Helsinki_SenatorsSquare

Der schneeweiße Dom ist das Wahrzeichen der Stadt.

Und wenn wir schon einmal beim Thema Kirchen sind: auf keinen Fall verpassen solltet ihr die Felsenkirche „Temppeliaukion kirkko“. Sie wurde 1969 einfach in den Granituntergrund der Stadt gesprengt und ist mit ihren rohbelassenen Felswänden sowie der riesigen lichtdurchlässigen Kuppel ein ganz besonderer Ort mit unvergleichbarer Akustik. Unbedingt vorab die Öffnungszeiten checken, damit man nicht vor verschlossenen Türen steht.

Helsinki_Domeintherock

Trotzdem hat uns die Felsenkirche besser gefallen.

Die Alte Markthalle „Vanha kauppahalli“ direkt am Hafen wurde bereits 1889 eröffnet und ist heute immer noch in Betrieb. Der Besuch lohnt sich schon allein wegen der einmaligen Atmosphäre, aber am besten kommt man mit etwas Hunger her, um sich den Bauch mit finnischen Köstlichkeiten vollschlagen zu können. Von Marmelade über Wurstspezialitäten bis hin zu Schokolade gibt es alles, was das Herz begehrt. Zwischen den klassischen Ständen finden sich auch immer wieder kleine Restaurants, die warme Mahlzeiten zu für Helsinki moderaten Preisen anbieten. Mit Glück erwischt man einen der heiß begehrten Plätze.

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Die Alte Markthalle lädt zum Schlemmen ein.

Der am östlichen Ende des Stadtzentrums gelegene Kaivopuisto-Park besticht zwar nicht unbedingt durch eine reiche Flora (vor allem nicht in den Wintermonaten!), aber dafür mit unvergleichlichen Ausblicken auf die Ostsee und vielen schönen Spaziermöglichkeiten. Der perfekte Ort für alle Frischluftfanatiker, die einmal tief durchatmen wollen. Wer eine kleine Stärkung braucht, kann im „Café Ursula“ vorbeischauen, sollte dafür aber das nötige Kleingeld mitbringen. Leider nicht gerade günstig.

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Wenn die Sonne scheint, eignet sich der Kaivopuisto-Park für einen schönen Spaziergang.

Das Sibelius-Denkmal im Stadtteil Töölo zählt zu Helsinkis meistfotografierten Sehenswürdigkeiten. Zu Recht, denn das Kunstobjekt mit seinen über 600 Stahlrohren ist wirklich beeindruckend. Wie der Name schon vermuten lässt, ist es dem finnischen Komponisten Jean Sibelius gewidmet, auf dessen Konto viele klassische Werke gehen, die auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind.

Helsinki_SibeliusMonument

Das Sibelius-Denkmal ehrt den berühmtesten Musiker Finnlands.

Etwas außerhalb des Zentrums (aber mit der Straßenbahn problemlos erreichbar) liegt die Museumsinsel Seurasaari, die ihre Besucher mit einer hübschen Sammlung bunter, finnischer Holzhäuser erwartet. Wer diese nur von außen anschauen möchte, braucht keinen Eintritt zu bezahlen. Und wer – wie wir – im März zu Besuch ist, kann gar keinen Eintritt bezahlen, denn die Häuser sind allesamt verschlossen. Zutritt erst wieder ab Mai. Macht aber nichts, der Ausflug lohnt sich trotzdem!

Helsinki_Seurasaari

Das Freilichtmuseum Seurasaari gibt Einblicke in finnisches Landleben vergangener Tage.

Zuletzt darf in dieser Auflistung natürlich auch die Seefestung Suomenlinna auf der gleichnamigen Insel vor den Toren der Hauptstadt nicht fehlen. Mit der Fähre ist sie in regelmäßigen Abständen und in kurzer Zeit vom Hafen aus zu erreichen. Gebaut im 18. Jahrhundert diente Soumenlinna lange Zeit als Flottenstützpunkt des schwedischen Königsreichs, zu dem Finnland damals gehörte. Seit 1991 darf sie sich UNESCO-Weltkulturerbe nennen. Besucher können heute auf einem gut gepflegten Wegenetz die alten Festungsanlagen erkunden, auf den diversen Grünflächen entspannen oder im Festungsmuseum tiefer in die Geschichte eintauchen.  Sehr spannend!

Helsinki_SuomenlinnaGun

Des Festungsinsel hat eine bewegte Vergangenheit. Schweden, Finnen und Russen stritten um die Vorherrschaft.

Satt werden

Helsinki ist ein teures Pflaster – und das schlägt sich natürlich auch beim Essen nieder. Wer an dieser Stelle auf ein paar Spartipps gehofft hat, den müssen wir leider enttäuschen. Aber trotzdem möchten wir euch zwei Restaurants ans Herz legen, bei denen für uns Preis und Leistung absolut gestimmt haben. Das „Soppakeittiö“ (Alten Markthalle) serviert mittags herrlich wärmende Suppen und das „Wellamo“ (Vyokatu 9) tischt abends regionale Gerichte in wunderbar gemütlicher Atmosphäre auf.

Ihr seht: Helsinki hat eine Menge zu bieten und ist die perfekte Destination für einen entspannten Kurzurlaub – egal zu welcher Jahreszeit!

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