Stockholm sieht auf dem Stadtplan wahnsinnig kompakt aus. Aber Achtung: der Schein trügt! Durch die Lage direkt am Wasser und die damit notwendige Benutzung verschiedener Brücken sind manche Wege länger, als man zunächst annimmt. Haben wir selbst erlebt, als wir von Djurgården mal eben zum benachbarten Skeppsholmen hinüberlaufen wollten (gefühlt nur einen Steinwurf entfernt!) und dafür geschlagene 45 Minuten brauchten. Aber es lohnt sich, diese Zeit zu investieren! Wir können jedem nur empfehlen, Stockholm zu Fuß zu erkunden, denn es gibt so viele tolle Orte zu entdecken, die sich mit dem Auto oder mit der Bahn kaum erreichen lassen. Wir nehmen euch mit durch die schönsten Stadtviertel.
Gamla Stan
Fangen wir direkt mal mit einem echten Schmuckstück an: Gamla Stan. In den kopfsteingepflasterten, engen Gassen mit den bunten Häusern versteckt sie sich, die Stockholmer Altstadt. Und sie ist wirklich zauberhaft! Je tiefer man eintaucht, je weiter man sich von den Haupteinkaufsstraßen entfernt, desto eher beschleicht einen das Gefühl, man hätte soeben eine Zeitreise hinter sich gebracht. Zurück ins 17. Jahrhundert, denn aus diesem Zeitalter stammen viele der eindrucksvollen Bauwerke. Die schönsten (und wohl auch meist fotografierten) stehen rund um den Stortorget, sie strahlen in rot, grün und gelb um die Wette.

Gegen Nachmittag verschwinden die Menschenmassen vom Stortorget.
Es lohnt sich absolut, Zeit mitzubringen und in Gamla Stan auf Entdeckungstour zu gehen, denn immer wieder finden sich hübsche Plätze, individuelle Läden und gemütliche Cafés. Perfekt für alle Souvenirjäger, die Abstand nehmen wollen vom 0815-Touristennepp. Besonders empfehlenswert für eine kleine Pause (schwedisch „Fika“): das Cosy Café in der Stora Nygatan mit großem Kuchen- sowie Kaffeeangebot und – wie der Name schon sagt – natürlich gemütlichen Sitzplätzen. Doch auch für Kulturfans hat Gamla stan etwas in petto, nämlich das Nobelmuseum (Stortorget 2) und das Stockholmer Stadtschloss.

Das Nobelmuseet versetzt uns in die Zeit Alfred Nobels zurück.
Wir haben Gamla Stan während unseres Stockholm-Trips gleich mehrfach besucht und am besten hat es uns spätnachmittags gefallen, wenn die Touristenströme langsam abnehmen und die tief stehende Sonne die Straßenzüge in ein ganz sanftes Licht taucht. Ein unbeschreiblicher Anblick!
Vasastan
Kennt ihr noch Karlsson vom Dach? Der kleine, etwas dickliche Junge mit Propeller auf dem Rücken, der über die Dächer flog und zusammen mit seinem Kumpel Lillebror jede Menge Schabernack trieb? Was haben wir diese Serie früher geliebt! Und jetzt wissen wir auch endlich, wo sie gedreht wurde: in Vasastan – jenem Viertel Stockholms, in dem Astrid Lindgren selbst viele, viele Jahre lang gelebt hat. Vasastan besticht nicht unbedingt durch eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten. Nein, eigentlich ist es überwiegend ein Wohnviertel und steht daher beim klassischen Touristen vermutlich nicht besonders hoch im Kurs. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen? – haben wir es genossen, ziellos durch die Gegend zu streifen und uns in den Straßen mit den hübschen Häusern zu verlieren. Hier findet es statt, das ganz normale Leben. Wir beobachteten Mütter, die entspannt ihre Kinderwägen vor sich her schoben. Ein älteres Ehepaar, das gemeinsam eine schwere Tüte voller Einkäufe nach Hause schleppte. Zwei frisch verliebte Teenies, die eng umschlungen auf einer Bank in der Sonne saßen. Für einen kurzen Moment waren wir Teil ihrer Welt. Und dann wurden wir uns wieder unserer Kamera bewusst, die um unseren Hals baumelte. Eine Mission hatten wir nämlich doch: Vasastan von oben betrachten.

Hier fühlen wir uns wie Karlsson vom Dach!
Dazu erklommen wir den kleinen Hügel am nördlichen Ende der Drottninggatan und ließen unseren Blick über die Hausdächer schweifen. Spätestens jetzt konnten wir verstehen, warum er so gern fliegt, der liebe Karlsson. Es ist ein herrliches Gefühl, wenn einem die Welt zu Füßen liegt. Schon allein für diesen Eindruck hat sich der Ausflug nach Vasastan mehr als gelohnt.
Skeppsholmen
Skeppsholmen ist der „place to be“ für alle Nautikfans, denn entlang der Östra Brobänken im Nordosten der Insel sind etliche historische Schiffe und bunte Holzkähne vertäut. Allein dem Aussehen nach zu urteilen haben viele von ihnen schon etliche Jahre auf dem Buckel. Infotafeln erzählen die Geschichten der furchtlosen Wellenreiter – aber leider benötigt man zum Verständnis dieser zumeist Schwedisch-Kenntnisse. Haben wir nicht. Daher beschränkten wir uns darauf, Baujahr sowie Heimatwerft aus dem Buchstabengewirr herauszufiltern und die Schiffe in all ihren Einzelheiten zu studieren.

Nautisches Flair am Ufer von Skeppsholmen.
Ein spannender Zeitvertreib, obwohl wir mit Seefahrt sonst überhaupt gar nichts am Hut haben. Doch irgendwann macht sich die Aprilkälte bemerkbar und wir begannen mit der verzweifelten Suche nach einem warmen Plätzchen. Gar nicht so einfach auf Skeppsholmen… Schließlich entdeckten wir im Moderna Museet (Exercisplan 4) ein nettes Café und nach einem ordentlichen Heißgetränk waren unsere Lebensgeister wieder geweckt. Kurz waren wir verleitet, eine Runde durchs Museum zu drehen. Wenn man schon mal dort ist… Aber dann riefen wir uns in Erinnerung, dass wir mit moderner Kunst nicht wirklich viel anfangen können. Also setzten wir unseren Inselspaziergang im Freien fort und genossen das herrliche Stadt-Panorama.

Ein toller Blick auf das Stadtschloss der schwedischen Königsfamilie.
Ein kleiner Tipp noch: Wer schon immer mal auf einem Schiff übernachten wollte, sollte sich die „af Chapman“ mal genauer anschauen. Das alte Segelschiff am westlichen Ufer (Västra Brobänken) wurde vor einigen Jahren zu einem Hostel umfunktioniert. In den Sommermonaten soll es dort auch ein schönes Café geben.
Södermalm
Södermalm lässt garantiert jedes Hipster-Herz höher schlagen! Besonders „SoFo“ (kurz für „South of Folkungagatan“ – eben jene Gegend südlich der Straße Folkungagatan) ist bekannt für eine wilde Mischung aus ausgefallenen Klamottenläden und trendigen Bars, in denen sich wochenends das Stockholmer Partyvolk trifft. Etwas gediegener geht es in NoFo (logischerweise: „North of Folkungagatan“) zu. Dort finden sich viele Kunstgalerien und Kunsthandwerkerläden. Absolut lohnenswert ist auch ein Abstecher zum Spazierweg „Monteliusvägen“, der eine fantastische Aussicht auf die Stadt garantiert. Besonders das Stadshuset und Gamla Stan hat man von dort gut im Blick.

Links am Bildrand sieht man das Rathaus von Stockholm, rechts die kleine Insel Riddarholm
Unser eigentlicher Lieblingsort in Södermalm versteckt sich aber anderswo. Von der Skanegatan führt eine unscheinbare Treppe hinauf auf einen Hügel, auf dem sich eine kleine Siedlung aus windschiefen Holzhäuschen befindet. „Bergsprängergränd“ war im 17. Jahrhundert Heimat für einfache Arbeiterfamilien, die dort unter ärmsten Bedingungen lebten. Heute – viele, viele Jahre später – sind die Häuschen zugegebenermaßen ein ziemlich hübsches Fotomotiv. Die meisten sind tatsächlich immer noch bewohnt. Ähnlich historisch anmutend ist übrigens auch das Katarina-Viertel nordöstlich der gleichnamigen Kirche. Besonders in der schmalen „Mäster Mikaels gata“ stehen viele schöne Häuschen, die ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammen.

Bergsprängergränd ist eine ehemalige Arbeitersiedlung in Södermalm.
Wer anschließend schnell wieder ins Hier und Jetzt zurückkehren möchte, sollte der „Fotografiska“ (Stadsgårdshamnen 22) einen Besuch abstatten. Das Museum im ehemaligen Zollhaus hält eine interessante Ausstellung zu zeitgenössischer Fotografie bereit. Der Eintritt ist mit 15 € pro Person aber leider nicht ganz günstig.
Norrmalm
Lange haben wir überlegt, ob wir „das kalte Herz der Stadt“ überhaupt in diese Übersicht mit aufnehmen sollen. Obwohl Norrmalm frei mit „Nordstadt“ übersetzt werden kann, handelt es sich immerhin um das Stadtzentrum.

Am Gustav-Adolf-Torg kommt man von Norrmalm nach Gamla Stan.
Südlich vom Hauptbahnhof gibt es neben Einkaufsstraßen und -zentren auch Restaurants und Museen an fast jeder Ecke. Nördlich des Bahnhofs hingegen besticht das auf dem Reißbrett umgeplante Norrmalm mit seinen cleanen Häuserfronten nicht unbedingt durch Charme – vor allem dann nicht, wenn man es mit den anderen Vierteln Stockholms vergleicht. Fast fühlt man sich ein bisschen erdrückt von all den mächtigen grauen Wänden. Weil wir aber – der Lage des Hotels geschuldet – täglich durch die zugigen Straßen Norrmalms gelaufen sind und mit der Zeit immer genauer hingeschaut haben, konnten wir doch ein paar lohnenswerte Spots entdecken. Das hippe Café „Snickarbacken“ mit angeschlossenem Concept Store in der gleichnamigen Straße zum Beispiel. Wer dort ein freies Plätzchen findet, darf sich glücklich schätzen, denn der Laden ist offenbar ziemlich angesagt. Entlang der Drottningsgatan gibt es viele coole Läden wie das „Lagerhaus“, in dem wir alle Regale hätten leer shoppen können, wäre doch nur genug Platz im Koffer. Für den Hunger zwischendurch empfehlen wir einen Besuch der Hörtorgshallen (Sergelgatan 29), in der es an den bunten Marktständen tonnenweise Leckerbissen zu kaufen gibt. Letztlich ist auch unser Hotel ein kleiner Geheimtipp – und das nicht nur zum Übernachten!

Unser Hotel bot neben Restaurant, Rooftop Bar und Café auch noch einen Bio-Supermarkt.
Das „Urban Deli“ (Sveavägen 44) überrascht mit einem ziemlich stylischen Ambiente, einem schicken Restaurant und einem tollen Bio-Markt, der ganz vorzügliches Lakritz-Popcorn verkauft. Es schmeckt so gut, dass wir gleich noch eine zweite Packung nach Deutschland importiert haben. Aber auch die Zimmer können sich sehen lassen! Etwas gewöhnungsbedürftig: sie liegen unterirdisch und sind dementsprechend fensterlos – was wiederum für eine ungestörte Nachtruhe sorgt, so dass man frisch erholt in den Tag starten kann.
Djurgården
Wer sich jetzt wundert, dass Djurgården bisher noch nicht aufgetaucht ist: keine Sorge! Djurgården hat uns so gut gefallen, dass wir der hübschen Insel einen eigenen Blogpost widmen werden.
Und nun: Schuhe schnüren und Stockholm entdecken. Wir wünschen viel Spaß dabei! Für unseren Trip nach Stockholm haben wir übrigens zum ersten Mal die recht neue Serie der DuMont direkt Reiseführer ausprobiert und waren wirklich sehr zufrieden.