Wie sagt man so schön: Life is better at the beach! Nach 4 Tagen im Landesinneren konnten wir es kaum abwarten, endlich das Meer zu erreichen. Etwas Bauchschmerzen bereitete uns allerdings die Tatsache, dass unser erstes Ziel an der Pazifikküste ausgerechnet Uvita werden sollte. Denn das kleine Örtchen gilt als Hochburg der Taschendiebe. Wenn man seinen Rucksack am Strand auch nur für einen Moment aus den Augen lässt, so heißt es, verschwindet er auf Nimmerwiedersehen im Dschungel. Auch Raubüberfälle soll es schon gegeben haben – wenigstens ohne Personenschaden. Und direkt an den Strandzugängen wird offenbar hartnäckig versucht, Touristen horrende Parkgebühren abzuknöpfen. Auf öffentlichen Flächen! Klingt nicht besonders einladend, oder?

Life is much better at the beach!
Aber es gibt auch ein Argument, das ganz klar für einen Stopp in Uvita spricht. Nämlich: der Parque Nacional Marino Ballena – ein beeindruckender Meerespark mit Felsriffen, Mangrovensümpfen, schroffen Landzungen und einer großen Tiervielfalt. Wer zur richtigen Jahreszeit vor Ort ist, kann mit etwas Glück sogar Buckelwale, Delfine oder Meeresschildkröten beobachten. Außerdem ist der Marino Ballena Nationalpark deutlich weniger stark frequentiert als sein berühmter Nachbar Manuel Antonio und verspricht somit gute Chancen auf einsame Strandspaziergänge. Das konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen!
Keine Liebe auf den ersten Blick: Uvita
Als wir Uvita erreichten, dämmerte es bereits. Die staubigen Straßen rund um die Costanera Sur wirkten wenig einladend, ein richtiges Ortszentrum mit kleinen Läden oder netten Restaurants konnten wir auf den ersten Blick nicht ausmachen. Deswegen steuerten wir auf direktem Weg unsere Unterkunft, das Tropical Beach*, an. Nach einer kurzen Entspannungspause befragten wir Google nach dem besten Restaurant in der Gegend und entdeckten das „Sabor Español“, nur wenige Gehminuten entfernt. Ein kurzer Anruf sicherte uns den letzten freien Tisch und mit Taschenlampe bewaffnet legten wir die 500 Meter im Eilschritt zurück – begleitet von einem leicht mulmigem Gefühl, weil es wirklich ziemlich finster war in dieser Ecke von Uvita. Aber wir schafften es heil zum Restaurant, speisten wie die Könige und fielen nach einem ebenfalls ereignislosen Rückweg todmüde ins Bett.
Am nächsten Morgen erwachten wir mit den ersten Sonnenstrahlen – dank des vielstimmigen Vogelkonzerts vor unserer Tür. Im Tageslicht betrachtet sah Uvita gleich viel freundlicher aus. Wir wollten die Gunst der frühen Stunde nutzen, stopften ein paar Snacks in unsere Rucksäcke und machten uns schnurstracks auf zum Seiteneingang des Nationalparks, der zu unserer Überraschung morgens um 7 Uhr noch unbesetzt war. Eintrittsgeld gespart!
Postkartenpanorama im Parque Nacional Marino Ballena
Kaum hatten wir den Dschungel hinter uns gelassen, breitete sich vor uns ein endlos langer, von Palmen gesäumter, menschenleerer Strand aus. Was eine Traumkulisse! Gemütlich schlenderten wir westwärts in Richtung der walflossenförmigen Sandbank, die fast so etwas wie das Wahrzeichen des Parks ist. Plötzlich war Bewegung in der Luft! Ein Schwarm Braunpelikane flog an uns vorbei, um sich Sekunden später pfeilschnell nach unten zu stürzen und die einrollenden Wellen nach Fischen zu durchkämmen. Immer und immer wieder zogen sie ihre Kreise. Ein beeindruckendes Schauspiel! Doch während wir zuschauten, meldete sich auch unser Magen zu Wort. Zeit für’s Frühstück!

Immer wieder zogen Pelikane ihre Kreise auf der Suche nach frischem Fisch.
Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen am Waldrand und verspeisten genüsslich unsere Brötchen, als es über unseren Köpfen raschelte. Eine Brüllaffenmutter – fast zum Greifen nah – turnte mitsamt Baby seelenruhig durchs Geäst. Am liebsten wären wir vor Freude ausgeflippt: unsere erste Affensichtung in Costa Rica! Aber wir konnten uns beherrschen und durften als Belohnung minutenlang die geschickten Kletterer beobachten.

Unsere erste Affensichtung in Costa Rica bescherte uns diese Brüllaffenfamilie.
Als wir uns anschließend aufmachten, unseren Strandspaziergang fortzusetzen, wären wir fast über den nächsten tierischen Parkbewohner gestolpert. Ein riesiger Leguan, der gerade noch faul in der Sonne gelegen hatte, flitzte blitzschnell ins Gebüsch und wurde eins mit dem dichten Blättermeer. Keine Chance auf ein Foto! Weniger kamerascheu hingegen waren die niedlichen roten Krebse, die plötzlich überall aus ihren Löchern krabbelten. Mit ausreichend Abstand sahen wir regungslos zu, wie sie den nassen Sand zu kleinen Bällchen rollten und damit wundersame Muster auf den Boden zeichneten. Dann zogen wir weiter, hinauf auf die Walflossen-Sandbank, ehe uns die auflaufende Flut einen Strich durch die Rechnung machte. Außer Wellen, die mit ordentlich Getöse an den schroffen Felsen brachen, gab es dort allerdings nichts Spannendes zu sehen. Und so entschieden wir, langsam den Rückweg zu unserem Auto anzutreten, das wir aus Sicherheitsgründen an unserer Unterkunft hatten stehen lassen.

Die Brandung an der Walflosse war schon nicht ohne!
Unser Plan, einfach querfeldein – oder besser gesagt „querwaldein“ – zu laufen, wurde leider von einem trüben Fluss vereitelt, den wir aus Respekt vor eventuell beißenden Wasserbewohnern dann lieber doch umgangen sind. Großräumig – denn anders ging es nicht. Und so wurde aus einem vermeintlich kurzen Spaziergang schließlich doch ein halber Gewaltmarsch, an dessen Ende wir dank der drückend-schwülen Hitze ganz schön aus der Puste waren… Zur Wiederauffüllung der Energiereserven musste nun definitiv ein ordentliches Mittagessen her! Und das fanden wir in: Dominical!
Pura Vida in Dominical
Der kleine Ort etwa 20 Kilometer nordwestlich von Uvita ist wohl das, was man gemeinhin als Hotspot bezeichnet. Bestehend aus nur einer einzigen, staubigen Straße bietet er dennoch alles, was das Hipster-Herz begehrt: coole Cafés, kunterbunte Läden, trendige Yoga-Studios, lässige Surf-Schuppen – und eine entspannte Atmosphäre, die einfach ansteckt. Wir parkten das Auto am Straßenrand und wollen eigentlich ein wenig durch die Gegend schlendern, uns einen Überblick verschaffen. Aber das „Café Mono Congo“ zog uns sofort in seinen Bann. Auf der halboffenen, lichtdurchfluteten Terrasse werden herrlich fruchtige Smoothie-Bowls, reichlich belegte Burritos und erfrischende Eiskaffees serviert, die genauso lecker sind, wie sie aussehen. Versprochen!

Besonders sehenswert ist der Sonnenuntergang am Strand von Dominical.
Wenn man schon mal in Dominical ist, sollte man natürlich auch dem Strand einen Besuch abstatten – und das am besten abends! Tagsüber stürzen sich dort zwar Massen an wagemutigen Wellenreiter ins Wasser, deren Kunststücke definitiv interessant anzusehen sind, aber pünktlich zum Sonnenuntergang lässt sich ein ganz anderes Phänomen beobachten: ordentlich aufgereiht sitzen Klein und Groß, Jung und Alt in andächtiger Stille auf den grauen Kieseln und schauen aufs Wasser hinaus, wo die Sonne langsam am Horizont versinkt. Ein absolut magischer Moment! Direkt im Anschluss haben wir uns übrigens in den „Del Mar Taco Shop“ verkrümelt, dessen Taco-Salat von uns vier Daumen nach oben bekommt.

Im Del Mar Taco Shop kann man für kleines Geld richtig gut essen.
Weil wir es zum Schlafen dann doch lieber etwas ruhiger mögen, haben wir uns ein bisschen außerhalb im „Casa del Toucan“* einquartiert. Ein absolutes Paradies! Besonders der Pool hat uns so gut gefallen, dass wir uns spontan entschieden, den nächsten Morgen abwechselnd im Wasser und auf der Sonnenliege zu verbringen. So ein Päuschen zwischendurch muss auch mal sein.

Vom Infinite-Pool auf’s Meer schauen. Das hat schon was!
Auf Spurensuche im Hacienda Barú National Wildlife Refuge
Gegen Mittag brachen wir auf zum Hacienda Barú*, einem kleinen Wildtierreservat mit Übernachtungsmöglichkeiten direkt an der Pazifikküste. Nach unseren gestrigen Sichtungserfolgen im Marino Ballena wollten wir uns Glück direkt ein weiteres Mal herausfordern. Die beste Zeit für Tierbeobachtungen hatten wir zwar bereits mit süßem Nichtstun am Pool verplempert, aber wir hofften, dass uns die Abgeschiedenheit des Reservats in die Karten spielt. Denn tatsächlich ist das Hacienda Barú noch so etwas wie ein Geheimtipp. Wer nicht weiß, was für ein Juwel sich hinter dem unscheinbaren Schild an der Straße nach Quepos verbirgt, fährt schnell dran vorbei.
Wir entschieden uns, das Reservat auf eigene Faust zu erkunden und kauften 2 „self guided“-Tagestickets für insgesamt rund 20€. Auf den ersten Blick nicht gerade ein Schnäppchen, aber wenn man bedenkt, dass das Geld vollständig dem Naturschutz zu Gute kommt, dann ist es definitiv richtig investiert! Außerdem stehen den Besuchern verschiedene gut gepflegte Trails mit einer Gesamtlänge von über 7 Kilometern zur Verfügung, die durch vielfältige Lebensräume führen und das Entdecken ziemlich komfortabel machen. Bei der drückenden Hitze genau das Richtige!

Einen solchen mehrfarbigen Gecko hatten wir bisher auch noch nicht gesehen.
Unser erster Trail führte uns überwiegend durch angenehm schattigen Primär- und Sekundärwald. Kaum 100 Meter hatten wir zurück gelegt, als ein Nasenbär unseren Weg kreuzte. Das fing ja gut an! Im weiteren Verlauf entdeckten wir Geckos, Leguane, unzählige bunte Vögel, wahre Blattschneideameisen-Autobahnen und eine Bande Kapuzineräffchen, die uns einen gehörigen Schreck einjagte. Denn urplötzlich sprang eins der Tiere direkt vor uns auf den Boden, duckte sich und robbte mit gefletschten Zähnen auf uns zu.

Dieser kleine Kapuzineraffe hatte offensichtlich etwas dagegen, dass wir den Weg benutzen.
Unsicher wichen wir zurück, unschlüssig, was wir jetzt tun sollten. Dann entdeckten wir den Grund für die Drohgebärden des sonst eigentlich putzigen Tierchens: über unseren Köpfen wollte seine Familie den Weg überqueren – mit zwei kleinen Babies im Schlepptau. Langsam gingen wir noch ein paar Schritte rückwärts, blieben regungslos stehen. Und siehe da: ein Äffchen nach dem anderen kletterte sicher durch die Baumkronen – einschließlich des Familienoberhaupts, das nun endlich den Weg wieder für uns frei gab. Kurze Zeit später trafen wir weitere Kapuzineraffen, die sich allerdings deutlich ruhiger verhielten. Unser eigentliches Highlight erwartete uns aber auf unserem zweiten Trail, der zunächst durch Grasland und anschließend durch einen Mangrovenwald führte. Nichtsahnend liefen wir an einem riesigen Baum vorbei, als dieser plötzlich zum Leben erwachte: unzählige Grillen starteten ein schrilles Konzert, das immer lauter und lauter wurde. Wir sahen genauer hin und entdeckten eine knapp 2 Meter lange, schwarz-gelbe Schlange, die langsam den Baum erklomm.
Was für ein beeindruckendes Schauspiel! Freudig kehrten wir anschließend zum Auto zurück und waren uns einig: Hacienda Barú hat sich definitiv gelohnt! Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt vorbei schauen – oder noch besser: gleich dort übernachten! Es gibt nämlich eine spezielle „Night in the Jungle“-Tour, bei der man die Nacht – wie der Name schon sagt- mitten im Regenwald verbringt. Klingt absolut phantastisch, oder? Auf www.haciendabaru.com gibt es nähere Infos. Für uns kam dieses Angebot leider zu spät, denn wir hatten bereits eine Unterkunft für den Abend gebucht. Nächster Stopp: Manuel Antonio!
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Ein Gedanke zu “[Costa Rica] Auf zur Küsten: Strandtage in Uvita und Dominical”