[Costa Rica] Parque Nacional Manuel Antonio: Top oder Flop?

Dass es wie so oft im Leben nicht allein auf die Größe ankommt, beweist sehr eindrucksvoll auch der Parque Nacional Manuel Antonio an Costa Ricas Pazifikküste. Denn mit gerade mal 20 Quadratkilometern Fläche (von denen sogar nur knapp 7 Quadratkilometer zugänglich sind) ist Manuel Antonio zwar der kleinste, aber gleichzeitig auch der beliebteste Nationalpark des Landes. Täglich tummeln sich hunderte von Besuchern im grünen Blättermeer und am Wochenende – so sagte man uns – wird es nahezu unerträglich voll. Doch was genau zieht all diese Menschen an? Ist es die vermeintliche Nähe zu San José, die Manuel Antonio zu einem attraktiven Tagesausflugsziel werden lässt? Sind es die gut ausgebauten Wege, die das Entdecken so komfortabel wie möglich machen (wobei wir uns fragen, ob man dann überhaupt noch von „Entdecken“ sprechen kann…)? Sind es die guten Chancen, Wildtiere zu sichten, weil sich die meisten tierischen Parkbewohner vermutlich schon längst an die Besuchermassen gewöhnt haben? Oder ist es doch etwas ganz anderes? Im Internet kursieren geteilte Meinungen zu Manuel Antonio: die einen schwärmen in den höchsten Tönen von ihrem Aufenthalt, die anderen sprechen von absoluter Zeitverschwendung. Ist das bereits Grund genug, um den Park lieber links liegen zu lassen? Wieviel gibt man auf die Meinung anderer Menschen? Wir entschieden uns, unserer altbewährten Devise zu folgen: Versuch macht klug! Und außerdem… lag Manuel Antonio sowie fast auf dem Weg. Also planten wir einen (Wochen-)Tag Zeit ein für den umstrittenen Nationalpark.

ManuelAntonio_Apes

Auch wir hatten die Hoffnung auf jede Menge Tiersichtungen!

Weil wir der Empfehlung unseres Reiseführers folgend möglichst früh im Park sein wollten, um den ganzen Touristenbussen zuvor zu kommen, buchten wir eine Unterkunft kurz hinter Quepos an der Straße zum Dorf Manuel Antonio und reisten bereits am Vorabend an. Gewählt hatten wir  das „Mycasa’s B&B“* aus rein taktischen Gründen (fairer Preis, ruhige Lage, kurze Anfahrt zum Park) – und gefunden haben wir: ein kleines Paradies! Als wir eintrafen, erwartete uns Besitzer Carlos schon mit seinem Fernrohr. Denn im großen Baum gleich vor dem Haupthaus hing tatsächlich ein Faultier! Es präsentierte uns zwar nur seinen felligen Hintern, aber hey: ein Faultier, live und in Farbe!

Quepos_Sloth

Ein Fellhaufen im Baum: Faultiere sind zwar langsam, aber auch nicht leicht zu entdecken.

Als wir anschließend unser gemütliches Zimmer bezogen hatten und uns eine kleine Pause auf der einladenden Terrasse gönnten, ertönten plötzlich seltsame Geräusche aus der Luft. „Scarlet Macaws!“, rief Carlos und Sekunden später zogen zwei leuchtend rote Aras über unsere Köpfe hinweg. Wahnsinn! Sie ziehen hier öfter ihre Kreise, erklärte uns Carlos, und in der Regel hört man sie, bevor man sie sieht. Also warteten wir geduldig noch ein Weilchen, bevor wir (leider) ohne weitere Sichtungserfolge zum Abendessen aufbrachen. 

Quepos_SkullApes

Die kleinen Totenkopfäffchen begleiteten uns auf dem Weg zum Abendessen.

Doch weit kamen wir nicht. Gerade einmal zweihundert Meter hatten wir zurück gelegt, als es im Gebüsch raschelte. Wir schauten genauer hin und erkannten: Affen! Aber nicht etwa Kapuzineraffen oder Brüllaffen, die wir ja bereits beobachten durften, sondern die deutlich selteneren Totenkopfäffchen, von denen wir so sehr gehofft hatten, sie irgendwo zu Gesicht zu bekommen. Und nun turnte gleich ein ganze Horde vor unseren Augen herum. Was für unglaublich niedliche Tiere! Nach einer Weile mahnten wir uns zur Vernunft und setzten unseren Weg fort, denn es dämmerte bereits. Unser Ziel war „Ronny’s Place“, bei dem die Aussicht definitiv besser ist als das Essen! Sollte es euch hierher verschlagen, sprüht euch am besten mit ordentlich Mückenschutzmittel ein und schnappt euch einen der ruhigeren Außentische direkt an der Straße, denn drinnen herrscht dank der vielen Busreisegruppen mit zunehmender Stunde eher Schlagerparty-Atmosphäre. Gar nicht unser Ding, weswegen wir nach dem Leeren unserer Teller schnell den Rückweg antraten.

Quepos_RonnysPlace

Die Aussicht bei Ronny’s Place ist grandios, sonst ist es aber nichts Besonderes.

Den nächsten Tag starteten wir mit einem gemütlichen, wenn auch ziemlich frühen Frühstück. Gerade als wir aufbrechen wollten, trat Carlos an unseren Tisch und machte uns auf ein Geräusch aufmerksam. „Wanna see the toucan?“, fragte er uns freudestrahlend. Und ob wir wollten! Schnell folgten wir ihm die Straße hoch zu einem Baum, in dessen Geäst ein Goldkehltukan saß! Selten hatten wir so ein wunderschönes Tier gesehen! Und tatsächlich überlegten wir in diesem Moment, ob wir überhaupt noch zum Nationalpark fahren sollten… Wir hatten bei Carlos bereits so viele spannende Tiere entdeckt, dass wir befürchteten, Manuel Antonio könnte uns nur enttäuschen. Aber schließlich entschieden wir, doch an unserem ursprünglichen Plan festzuhalten und machten uns alsbald auf den Weg. 

Quepos_Toucan

Der Tukan gab ein kleines Konzert für uns.

Schon am Parkeingang kamen uns allerdings erste Zweifel. Zwar war die Fahrt dorthin weitgehend staufrei verlaufen (wohl auch keine Selbstverständlichkeit!), aber dafür war am Kassenhäuschen nun Schlange stehen angesagt. Geduldig warteten wir, bis wir endlich an der Reihe waren und 28€ gegen 2 Tickets eintauschen durften. Schnell eilten wir zum Parkeingang hinüber – in der Hoffnung, die mit Warten verschwendete Zeit wieder aufholen zu können. Doch sobald wir die Tore passiert hatten, merkten wir: wir waren zu spät! Der breite Hauptweg war bereits verstopft von unzähligen Reisegruppen, die sich aufgeregt um ihre Guides scharrten, damit einer nach dem anderen einen Blick durch das Fernrohr werfen durfte. Sobald eine Gruppe fertig war, rückte direkt die nächste nach. Wir als Einzelpersonen hatten kaum eine Chance, überhaupt in die Nähe der Tiere zu kommen, die sich dort vermeintlich im Gebüsch versteckten.  Etwas frustriert schoben wir uns durch die Massen. Auf halber Strecke zur Playa Manuel Antonio, dem angeblich schönsten Strand des Parks, wechselten wir auf den parallel verlaufenden hölzernen „Sendero El Perezoso“. Er gilt zwar als beschaulichere Alternative zum wuseligen Hauptweg, aber wirklich ruhig ist es dort auch nicht. Während wir gemächlich voran gingen und zwischendurch immer wieder die Bäume nach Bewegungen absuchten, wurden wir etliche Male von lärmenden Besuchern überholt. So machte Natur irgendwie keinen Spaß… 

ManuelAntonio_Beach

An den Stränden des Parks hatten wir es uns etwas schöner vorgestellt.

Auch die Playa Manuel Antonio riss uns nicht vom Hocker. Die lange Bucht mit ihrem türkisfarbenen Wasser ist wunderschön, keine Frage, aber leider viel zu voll. Wir legten dennoch eine kurze Pause ein, um die vielen Waschbären zu beobachten, die zwischen den Besuchern und ihren Taschen umher schlichen in der Hoffnung, den einen oder anderen Snack abgreifen zu können. Ein witziges Schauspiel, das uns aber gleichzeitig auch nachdenklich stimmte. Denn es zeigt, was passiert, wenn der Mensch immer stärker in die Natur eingreift. Grenzen verschwimmen und eigentlich scheue Tiere vergessen plötzlich alle Zurückhaltung für ein bisschen Futter. 

Quepos_Racoon

Sind Waschbären nicht süß? Leider werden sie in Manuel Antonio sehr häufig von Menschen gefüttert.

Mit einem Kloß im Hals setzten wir unsere Parkerkundung fort und schlugen den „Sendero Punta Catedral“ ein. Sein zum Teil etwas steilerer Verlauf, so hofften wir, schreckte vielleicht den einen oder anderen faulen Parkbesucher ab. Und dieser Plan ging auf! Sobald wir den überlaufenen Hauptstrand hinter uns gelassen hatten, empfing uns der dichte Dschungel mit himmlischer Ruhe. Welch eine Wohltat! Auf dem 1,4 Kilometer langen Rundweg mit tollen Aussichtspunkten begegneten wir kaum einer Menschenseele – dafür aber Nasenbären, Agutis, Kapuzineraffen und Leguanen. Ähnlich gut erging es uns auf dem „Sendero Playas Gemelas“: wenig Trubel, viel Natur und ein wunderschöner, fast einsamer Strand mit tosenden Wellen. Hier gönnten wir uns erstmal eine wohlverdiente Pause und zogen Resümee: Manuel Antonio wird definitiv niemals unsere Nationalpark-Hitliste anführen. Wir haben zwar einige Tiere entdecken können und auch wirklich herrliche Ecken gefunden – aber um diese zu erreichen, mussten wir uns erstmal tapfer durchs Gewühl kämpfen. Wir bereuen unseren Besuch keineswegs – allein schon, weil wir ohne ihn nie im wirklich großartigen „Mycasa’s B&B“* übernachtet hätten, in dem Gastfreundschaft tatsächlich ganz groß geschrieben wird. Aber nochmal herkommen würden wir wohl eher nicht. 

ManuelAntonio_Shore

Die Playa Espadilla Sur war zwar deutlich ruhiger, aber die Wellen dafür umso wilder.

Auch der raue, aber traumhaft schöne „Playa Espadilla Sur“, an der wir auf dem Weg zurück zum Parkeingang noch Halt machten, konnte unser Urteil nicht mehr umstoßen. Aber diesen Strand solltet ihr euch merken, wenn es euch mal in den Manuel Antonio Nationalpark verschlägt. Denn obwohl er nur wenige Gehminuten vom Hauptstrand entfernt liegt, müsst ihr ihn mit deutlich weniger Leuten teilen. Schwimmen ist dort allerdings nicht unbedingt zu empfehlen…

Quepos_Emilios

Nach dem Tag im Park konnten wir es uns gut gehen lassen.

Als wir wieder im Auto saßen, meldete sich umgehend unser Magen zu Wort. Weil wir wussten, dass es im Park selbst keine Snacks zu kaufen gibt, hatten wir vorsorglich ein paar eingepackt, die aber natürlich längst verputzt waren. Google hatte zum Glück eine Lösung für unser Hungerproblem parat: „Emilio’s Café“. Das hübsche Cáfe mit halboffenem Gastraum, toller Aussicht und phänomenaler Kuchenauswahl liegt etwas abseits von der Straße nach Quepos und ist ein absoluter Geheimtipp! Schnäppchen lassen sich hier keine schlagen, aber für die tolle Atmosphäre zahlen wir auch gern ein, zwei Euro mehr als anderswo.

Und damit beenden wir unser Küstenabenteuer, denn die weitere Reise durch Costa Rica führte uns wieder ins Landesinnere. Schön war’s am Meer!

(Transparenz: Die mit * markierten Links sind Affiliate-Links. Wenn du deine Übernachtung über dieses Links buchst, erhalten wir eine kleine Provision, die unserer Reisekasse zugute kommt. Für dich ändert sich dadurch natürlich nichts am Preis!)

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