[Israel] Abenteuer Wüste: Wanderung im Ein Avdat Nationalpark

Die Wüste hat uns schon immer fasziniert. Auch in dieser Hinsicht war Israel ein spannendes Reiseziel: fast 60 Prozent des Landes sind mit Sand und Dünen bedeckt. Der Negev umfasst praktisch die ganze Südhälfte Israels und bietet dank seiner spektakulären Landschaft zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten.

Unser erster Halt: der Ein Avdat Nationalpark bei Sde Boker. Im zerklüfteten Canyon mit steil aufragenden Felswänden, Wasserfall und natürlichen Teichen wartet ein Wandervergnügen, das seinesgleichen sucht.

Eintritt und Öffnungszeiten

Der Eintritt für den Ein-Avdat-Nationalpark schlägt mit etwa 6 Euro pro Person zu Buche. In Anbetracht der Tatsache, dass Israel insgesamt kein günstiges Reiseland ist, finden wir das absolut vertretbar. Im Preis inbegriffen ist außerdem ein Besuch der Gartengräber von David Ben Gurion und seiner Frau Paula. Sie befinden sich oberhalb Ein Avdats am Ende einer netten Parkanlage mit herrlichem Ausblick. Den Namen Ben Gurion solltet ihr euch unbedingt merken, wenn ihr im Negev unterwegs seid! Denn der erste Ministerpräsident des Staates Israel steckte viel Zeit und Energie in diverse Projekte zur Begrünung der Wüste.

EinAvdat_BenGurion

Am nördlichen Eingang zum Park befinden sich die Gräber von David und Paula Ben Gurion.

Geöffnet ist der Nationalpark in den Sommermonaten (April bis September) täglich von 8 bis 17 Uhr und in den Wintermonaten (Oktober bis März) täglich von 8 bis 16 Uhr – mit Ausnahme von Freitagen, an denen die Schranken jeweils eine Stunde früher geschlossen werden. Für eure Wanderung solltet ihr je nach Ausgangspunkt etwa 2 bis 3 Stunden Zeit einplanen.

Zugang zum Nationalpark

Der Ein Avdat Nationalpark verfügt über einen Nord- und einen Südeingang. Theoretisch. Denn der Südeingang ist streng genommen gar kein Eingang. Es gibt zwar einen Weg, der den dort gelegenen Aussichtspunkt auf den Klippen mit dem Grund des Canyon verbindet, er darf allerdings wegen der integrierten Leitern nur für den Aufstieg genutzt werden. Wenn ihr – so wie wir – auf eigene Faust mit dem Auto unterwegs seid, empfehlen wir, am unteren Nordeingang zu parken, von dort in den Canyon hineinzulaufen und am Aufstieg zum Südeingang wieder umzudrehen.

EinAvdat_NorthEntrance

Schon auf dem Weg vom Nordeingang zum Parkplatz findet man spektakuläre Panoramen.

Alternativ könnt ihr natürlich auch zum Südeingang hinauf wandern und von dort mit dem Bus zurück zum Nordeingang fahren. Checkt aber vorab unbedingt die Fahrzeiten und kalkuliert mit ein, dass der Bus am oberen Nordeingang hält und ihr gegebenenfalls noch zu eurem Auto hinunter laufen müsst.

Wanderung durch Ein Avdat

Als wir gegen 14 Uhr auf den Parkplatz am unteren Nordeingang rollten, herrschte dort gähnende Leere. Nur ein weiteres Auto parkte mutterseelenallein im Schatten eines Baumes. Freundlich wies uns der Schrankenwärter darauf hin, dass noch knapp 2 Stunden bis Torschluss blieben. Sollte reichen für unser Wandervorhaben! Schnell tauschten wir Flipflops gegen Turnschuhe und legten eine Schicht Sonnencreme nach. Dann zogen wir los.

EinAvdat_Valley

Auf den ersten Metern mussten wir direkt mehrfach Fotostopps einlegen.

Der gut erkennbare Wanderweg führte uns zunächst ohne nennenswerte Anstiege mitten hinein in den Canyon. Um uns herum ragten mächtige Felswände steil empor. Es schien fast, als würden sie bis in den Himmel reichen. Ein atemberaubender Anblick! Hier und da konnten wir Höhlen im rauen Gestein ausmachen. Sie dienten im 6. Jahrhundert den Eremiten als Versteck. Heute suchen hier vermutlich nur noch Fledermäuse Schutz. Nach gut 30 Minuten Fußmarsch mit etlichen Fotopausen erreichten wir einen plätschernden Wasserfall, der sich in ein seichtes Wasserbecken ergoss. Besonders beeindruckend war er auf den ersten Blick nicht. Da hatten wir schon deutlich stattlichere Exemplare gesehen. Und dennoch waren wir irgendwie fasziniert: Wasser – mitten in der Wüste. Es stammt – so nimmt man an – aus unterirdischen Reservoirs, die sich in der Regenzeit mit Sickerwasser füllen. Baden ist übrigens nicht erlaubt. Aber in die grünliche Brühe hätten wir sowieso nicht hineinspringen wollen.

EinAvdat_Canyon

Oberhalb des Wasserfalls konnten wir sogar teilweise im Schatten rasten.

Stattdessen folgten wir dem Weg weiter, vorbei am Wasserfall und hinauf bis zur Fallkante. Der Ausblick von dort entschädigte für jede Schweißperle, die uns angesichts der drückenden Hitze von der Stirn tropfte. Noch ein paar hinter Meter auf weitgehend flachem Terrain, dann hatten wir den Aufstieg zum Südeingang erreicht. Endstation. Gerade als wir umdrehen wollten, entdeckten wir Steinböcke, die uns aus sicherer Entfernung neugierig beäugten. Sie sind tatsächlich recht häufig in Ein Avdat anzutreffen, vornehmlich natürlich in den kühleren Morgenstunden sowie am späten Nachmittag, wenn die Sonne langsam tiefer sinkt. Eine Weile schauten wir ihnen zu, dann mahnten wir uns zum Aufbruch. Nicht, dass wir vor verschlossenen Toren enden…

EinAvdat_Ibex

Nicht selten wurden wir unterwegs von Steinböcken begleitet.

Nach gut eineinhalb Stunden saßen wir wieder im Auto – glücklich über unser erstes Wüstenabenteuer und dankbar für all die wunderbaren Eindrücke. Die letzten verbleibenden Minuten nutzten wir noch für einen schnellen Abstecher zum Gartengrab von Ben Gurion, dann machten wir uns endgültig aus dem Staub. 

Übernachten auf einer Ziegenfarm

Ja, ihr habt richtig gelesen: Wir haben auf einer Ziegenfarm übernachtet! Und zwar mitten im Nirgendwo. Gefunden haben wir diese außergewöhnliche Unterkunft über Airbnb und dank eines glücklichen Zufalls durften wir statt des gebuchten Zimmers eine der größeren Hütten beziehen.

Tlalim_NaotFarm

Ein kleines Paradies mitten in der Wüste.

Unser Heim auf Zeit war unglaublich stilvoll eingerichtet und bot jeden erdenklichen Komfort – einschließlich Hängematte auf der Veranda und Frühstücksservice am nächsten Morgen. Bei dem Gedanken, dass wir nur eine Nacht in dieser Idylle bleiben konnten, wurde es uns fast ein bisschen schwer ums Herz…

Tlalim_NaotFarmHammock

Hier hätte man auch noch mehrere Tage entspannen können…

Abendessen im Kibbuz

Nur eines gab es auf der Ziegenfarm nicht: Abendessen. Deswegen mussten wir unsere neu erkorene Wohlfühloase dann doch schneller wieder verlassen, als uns lieb war. Die Trennungsphase wollten wir möglichst kurz halten. Weil die nächste Stadt einige Kilometer entfernt war, empfahl uns unser Host, das Pub im nahe gelegenen Kibbuz Telalim zu besuchen. Bei dem Wort „Kibbuz“ wurden wir hellhörig. Ein Kibbuz ist nämlich eine besondere Form der Siedlungsgemeinschaft mit einem ziemlich spannenden Grundgedanken: kollektiver Besitz statt Privateigentum. Alles gehört allen und jegliche Entscheidungen die Gemeinschaft betreffend werden basisdemokratisch getroffen. Jeder gibt, was er kann und bekommt, was er braucht. Kaum vorstellbar, dass ein solches Modell in unserer heutigen Gesellschaft noch lebbar ist…Tatsächlich gibt es in Israel noch einige funktionierende Kibbzim – unter anderem Telalim. Aber da können wir doch nicht einfach so reinmarschieren? „Aber klar doch!“, versicherte uns unser Host. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen.

In Telalim angekommen durchfuhren wir zielstrebig die Tore. Innerhalb der Mauern rollten wir im Schritttempo weiter, schauten wir uns vorsichtig um. Hier ein paar Jugendliche bei Fußballspiel, dort eine Großfamilie beim Abendessen im Garten. Unsere Anwesenheit schien tatsächlich niemanden zu stören. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, auf direktem Wege zum „Pub 40“ zu fahren – wenn wir nur gewusst hätten, wo es sich befindet. (An dieser Stelle müssen wir anmerken, dass wir das riesige Schild an der Straße wohl einfach übersehen hatten.) Planlos kurvten wir umher und hatten bald jedes einzelne Haus in der gesamten Siedlung passiert, bis wir endlich, endlich das Lokal entdeckten. Drinnen stellen wir fest: der Irrweg hat sich gelohnt! „Pub 40“ überraschte uns mit einem etwas abgerockten, aber ziemlich coolen Ambiente, wirklich leckeren Burgern und absolut moderaten Preisen. Alles, was es für ein gutes Abendessen braucht!

Tlalim_Pub40

Das kleine Pub im Kibbuz war ein richtiger Glücksgriff.

Mit gut gefülltem Magen konnten wir auch den kleinen Schock des Abends schnell verdauen: als wir den Kibbuz wieder verlassen wollten, standen wir plötzlich vor verschlossenen Toren. Echt jetzt? Gab es etwa eine Art Sperrstunde, von der wir nichts wussten? Leider konnten wir niemanden fragen, denn weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als zum Pub zurück zu fahren, um zu erfragen, was es mit den geschlossenen Toren auf sich hat. Gerade als wir drehen wollten, sahen wir im Rückspiegel zwei Lichter. Langsam rollte ein Auto heran und kam direkt hinter uns zum Stehen. Ohje, gab es jetzt etwa Ärger, weil wir gar nicht mehr hier sein dürften? Aber unsere Sorge war unbegründet: freundlich bat uns der Autofahrer, ein Stück näher an das Tor heran zu fahren, damit er es mit seiner Fernbedienung öffnen konnte. Ehe wir uns versahen, waren wir wieder in Freiheit. Jetzt aber schnell zurück zum Ziegenhof!

Und die Moral von der Geschicht‘: Israel ist immer wieder für eine Überraschung gut.

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