Kein anderes Reisevorhaben ist in unserem Familien- und Freundeskreis bislang auf so viel Stirnrunzeln gestoßen wie unser geplanter Roadtrip durch Israel. Die Frage, warum – in aller Welt – wir denn ausgerechnet nach Israel wollen, wurde uns dutzende Male gestellt. Statt uns in langwierigen Erklärungsversuchen zu verstricken haben wir mit einer einfachen Gegenfrage gekontert: „Warum denn nicht?“ Natürlich wussten wir, worauf die Zweifler hinauswollten: wir sollen bitte schön irgendwo hin fahren, wo es sicher ist. Irgendwo hin, wo nicht seit Jahrzehnten ein komplizierter politischer Konflikt brodelt. Doch so einfach ist die Gleichung nicht. Denn Israel ist unbestritten ein Land, das jedes fernwehgeplagte Herz sofort höher schlagen lässt: atemberaubende Landschaften, spannende Städte und eine reiche Kultur gepaart mit freundlichen Menschen und unglaublich gutem Essen versprechen schier endlose Abenteuer. Wie soll man dazu „Nein“ sagen? Und außerdem: eine einhundertprozentige „Hier-passiert-nichts!“-Garantie gibt es für kein Land der Welt, wie wir in den letzten Jahren leider immer wieder erfahren mussten.
Letztlich muss jeder selbst entscheiden, wie hoch sein eigenes Sicherheitsbedürfnis ist und inwieweit er der Berichterstattung durch die Medien Glauben schenken möchte. Wir können an dieser Stelle keine allgemein gültige Empfehlung aussprechen, sondern nur unsere ganz persönlichen Erfahrungen wiedergeben. Und die waren durchweg positiv! Der Anblick von schwer bewaffnetem Militär an öffentlichen Orten und die obligatorische Taschenkontrolle vor dem Betreten vieler Gebäude mag vielleicht für uns Deutsche im ersten Moment gewöhnungsbedürftig erscheinen, ist in Israel aber ganz normaler Alltag. Wir haben uns nur in einem einzigen Moment unwohl gefühlt – was aber ausschließlich der schieren Masse an Menschen geschuldet war, die nach dem Freitagsgebet wieder aus den engen Gassen von Jerusalems Altstadt strömte. Genau diese Situation hätte sich auch in jeder anderen großen Stadt der Welt ergeben können. Ansonsten: keine Bauchschmerzen, kein Angstschweiß – nur pures Reisevergnügen. (Der Vollständigkeit halber möchten wir erwähnen, dass wir keine palästinensischen Autonomiegebiete besucht haben und unserer Reise im Oktober 2017 – und damit vor der Verlegung der amerikanischen Botschaft nach Jerusalem – stattfand!)
Nun denn: wenn ihr bis hier hin gelesen habt, scheint es euch ernst zu sein mit eurem Reisevorhaben. Dann wenden wir uns mal dem eigentlichen Thema dieses Artikels zu. Bevor wir euch unsere Reiseroute im Detail vorstellen, möchte wir noch ein paar grundlegende Dinge ansprechen, die euch die Reiseplanung hoffentlich erleichtern werden.
On the Road: Auto fahren in Israel
Ihr wollt maximal flexibel sein? Anhalten, wenn euch der Sinn danach steht und weiterziehen, wenn der Abenteuerdurst gestillt ist? Dann schnappt euch unbedingt einen Mietwagen! Auto fahren ist in Israel wirklich super einfach. Die Straßen sind fast überall gut ausgebaut und der Verkehr läuft in der Regel absolut problemlos – mit Ausnahme der beiden Metropolen Tel Aviv und Jerusalem. Hier raten wir dringend dazu, das Auto außerhalb des Zentrums abzustellen und zu Fuß auf Entdeckungstour zu gehen – eurem Nervenkostüm zuliebe. Wenn ihr – so wie wir – euren Roadtrip in Tel Aviv startet, bucht euren fahrbaren Untersatz am besten erst ab dem Tag, an dem ihr die Stadt verlassen wollt. Viele Mietwagenfirmen haben Büros im Stadtgebiet, so dass ihr nicht extra wieder zum Flughafen zurück fahren müsst, um das Auto abzuholen.
Wir hatten uns nach einigen Preisvergleichen für „Shlomo Sixt“ entschieden, ein Franchise-Firma des deutschen Unternehmens Sixt, und sind damit – im wahrsten Sinne des Wortes – „gut gefahren“. Übergabe sowie Rücknahme liefen absolut problemlos und auch der Motor schnurrte wie ein Kätzchen. Etwas gewöhnungsbedürftig war lediglich die Tatsache, dass wir unser Auto nach dem Aufschließen zusätzlich mit einem Zahlencode entriegeln mussten – und zwar vor Betätigung der Zündung! Sonst gibt es nämlich ein lautes Pieps-Geräusch und dann geht erstmal gar nichts mehr. Haben wir für euch getestet! Die ganze Sache wäre vielleicht zum Schmunzeln gewesen, wenn sie uns nicht mitten in der Nacht und mitten in der Wüste passiert wäre. Nach einem kurzen Anflug von Panik, einer hektischen Suche nach dem Handbuch (leider in Hebräisch) und anschließendem ratlosen Herumsitzen löste sich unser Problem zum Glück von selbst: das Zahlen-Pad schaltete sich etwa 15 Minuten später wieder frei, wir konnten die PIN eingeben und den Motor starten.
Wichtig zu wissen ist vielleicht, dass viele israelische Mietwagenfirmen keine Einfahrt in palästinensische Autonomiegebiete erlauben. Wenn ihr vorhabt, Jericho oder Betlehem zu besuchen, fragt am besten ganz konkret bei eurem Anbieter nach. Kein Problem hingegen ist es, Palästina auf den Autobahnen 90 sowie 1 zu durchfahren, die zum Beispiel Jerusalem mit den Badeorten am Toten Meer verbinden, denn beide Straßen sind unter israelischer Kontrolle und damit im Versicherungsschutz inbegriffen. Bei der Ein- und Ausfahrt nach Palästina wurde unser Auto jeweils einer kurzen Sichtkontrolle unterzogen, die absolut reibungslos verlief.
Sweet Dreams: Übernachten
Israel ist kein günstiges Land – und das schlägt sich oftmals leider auch in den Hotelpreisen nieder. In Ein Bokek am Toten Meer zum Beispiel war kein vernünftiges Doppelzimmer unter 150€ zu bekommen. Pro Nacht, versteht sich! Auch in Tel Aviv muss man für eine halbwegs gut bewertete Unterkunft etwa 90€ über den Tresen schieben. Um unsere Reisekasse etwas zu schonen, sind wir immer wieder auf AirBnB ausgewichen und haben dabei einige Volltreffer gelandet. Kurz vor Be’er Sheva zum Beispiel haben wir mitten in der Wüste auf einer Ziegenfarm übernachtet und zu unserem gemütlichen Zimmer in Jerusalem gab es zwei super freundliche Gastgeber mit dazu, die uns mit jeder Menge Tipps versorgt haben. AirBnB scheint sich in Israel immer größerer Beliebtheit zu erfreuen, das Angebot an Unterkünften auf der Plattform wächst stetig weiter. Gut für all die Spontanentscheider unter euch, denn langes Vorbuchen ist damit nicht nötig. Wir haben immer am Abend ein Zimmer für den nächsten Tag herausgesucht. Das hat absolut problemlos geklappt!
Let’s Talk About Money: Reisebudget
Die „schlechte“ Nachricht zuerst: Neben den eher gehobenen Hotelpreisen muss man auch bei so manchem Restaurant-Besuch etwas tiefer in die Tasche greifen. Das durchschnittliche Preisniveau für ein Mittag- oder Abendessen liegt unserer Einschätzung nach etwas über dem unseres Heimatlandes – dafür bekommt man aber fast überall wahre Gaumenfreuden kredenzt, die jeden Cent (bzw. Schekel) wert sind. Natürlich gibt es auch immer günstigere Optionen. Ein paar Brötchen beim Bäcker oder frisches Obst auf einem der vielen Märkten sind für einen schmalen Taler zu haben und hinterlassen garantiert kein Loch im Geldbeutel. Hier muss jeder selbst entscheiden, wieviel Geld er ausgeben möchte.
Und nun die gute Nachricht: die Freizeitgestaltung während unser Israel-Rundreise verschlang deutlich weniger Budget, als wir es aus anderen Ländern gewohnt waren. Viele tolle Aktivitäten konnten wir sogar komplett kostenfrei genießen. Die Wüstenwanderungen im Ramon-Krater zum Beispiel haben wir auf eigene Faust mit gratis Wanderkarte aus dem Besucherzentrum bestritten. Auch für unser Bad im Toten Meer mussten wir kein Geld ausgegeben. Wenn dann doch mal Eintrittsgebühren anfielen, waren sie weitgehend moderat. Ein Avdat beispielsweise schlug mit etwa 6€ zu Buche, Akkos unterirdische Kreuzfahrerstadt mit knapp 10€. Der Geldbeutel wurde trotzdem schmaler, denn jeden gesparten Euro haben wir natürlich direkt wieder in Essen investiert. Die Versuchung ist einfach zu groß, wenn es an jeder Ecke herrlich duftet…
Unsere Reiseroute im Detail
9 Tage. Eigentlich viel zu kurz für ein Land, das so spannend, so vielseitig ist. Aber Zeit hat man ja bekanntlich nie genug und deswegen haben wir versucht, das Beste aus ihr heraus zu holen. Beweise gefällig?
Tag 1: Tel Aviv
Unseren ersten, vollen Reisetag haben wir dazu genutzt, das Zentrum von Tel Aviv zu Fuß zu erkunden. Morgens Streetart in Florentin bestaunen, mittags auf dem Rothschild Boulevard flanieren, abends den Sonnenuntergang am Gordon Beach genießen – und zwischendrin natürlich ganz viel schlemmen! Eine perfekte Kombination! Nähere Details und zwei Restaurantempfehlungen, die von Herzen kommen, findet ihr hier.
Tag 2: Tel Aviv und Jaffa
An unserem zweiten Reisetag stand Sport auf dem Programm. Mit den günstigen Mietbikes von „Tel-O-Fun“ sind wir zuerst zum alten Bahnhof „HaTachana“ geradelt, dem mit hübschen Geschäften und gemütlichen Restaurants neues Leben eingehaucht wurde und anschließend weiter nach Jaffa, wo wir Stunden damit zugebracht haben, durch die kleinen, verwinkelten Gassen zu bummeln. Klingt herrlich, oder? Hier könnt ihr euch weiter inspirieren lassen.
Tag 3: Tel Aviv – Sde Boker – Mitzpe Ramon (193 Kilometer Fahrstrecke)
Jetzt aber: Ab auf die Straße! An unserem dritten Reisetage haben wir Tel Aviv den Rücken gekehrt und sind gen Süden in den Negev aufgebrochen. In Sde Boker haben wir den beeindruckenden Ein Avdat Nationalpark besucht und bewandert. Einen Erlebnisbericht einschließlich Fotos gibt es hier. Am späten Nachmittag haben wir dann unser Tagesziel Mitzpe Ramon am Rand des imposanten Ramon-Kraters erreicht und sind nach einem leckeren Abendessen todmüde in die Federn gefallen.
Tag 4: Mitzpe Ramon – Telalim (45 Kilometer Fahrstrecke)
Unser vierter Reisetag begann früh. Pünktlich zum Sonnenaufgang standen wir am Kraterrand und haben beobachtet, wie die Welt langsam erwacht. Einfach magisch! Nach einem anschließenden Frühstück haben wir mit Wanderkarte bewaffnet den Krater unsicher gemacht. Unsere genauen Touren könnt ihr hier nachlesen. Den Abend und die Nacht haben wir in traumhafter Idylle auf einer Ziegenfarm bei Telalim verbracht, von der wir uns am nächsten Morgen nur schweren Herzens verabschieden konnten.
Tag 5: Telalim – Ein Bokek (107 Kilometer Fahrstrecke)
An unserem fünften Reisetag ging für uns ein großer Traum in Erfüllung: ein Bad im Toten Meer! Warum dieses Erlebnis auch auf eure Bucket List gehört, verraten wir euch hier. Kurz zusammen gefasst: ein unbeschreibliches Gefühl! Und ein absolut bizarrer Ort! Schon allein die Anfahrt zur Küste war absolut spektakulär. Bevor wir uns jedoch ins lauwarme Nass stürzten, haben wir noch einen Abstecher zur Festung von Masada gemacht – einschließlich Seilbahnfahrt.
Tag 6: Ein Bokek – Ein Gedi – Jeursalem (115 Kilometer Fahrstrecke)
Unser sechster Reisetage startete – Überraschung! – natürlich nochmal mit einem Bad im Toten Meer. Nur deswegen hatten wir extra in Ein Bokek übernachtet. Frisch geduscht sind wir anschließend nach Ein Gedi weitergefahren, um eine Wanderung durch das Wadi David zu unternehmen. Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich Jerusalem, wo wir nach einem ausgiebigen Streifzug durch die Altstadt den Tag auf dem quirligen Mahane Yehuda Market ausklingen ließen. Unsere Eindrücke aus Israels heiliger Stadt gibt es hier.
Tag 7: Jerusalem – Haifa (155 Kilometer Fahrstrecke)
Den Vormittag unseres siebten Reisetages haben wir genutzt, um in Jerusalem über die Stadtmauer und hoch zum Ölberg zu spazieren. Als uns der Rummel dort zu viel wurde, sind wir durch die hübsche Artist Colony in das angrenzende, wunderschöne Wohnviertel Yemin Moshe geflüchtet. Definitiv unserer Lieblingsort in Jerusalem! Bevor wir am Nachmittag nach Haifa aufbrachen, haben wir noch einen Stopp an der First Station eingelegt – ebenfalls ein alter Bahnhof, der zu einer Art Freizeitzentrum umfunktioniert wurde.
Tag 8: Haifa – Akko – Tel Aviv (140 Kilometer)
Wichtigster Programmpunkt an unserem achten Reisetag: ein Besuch der berühmten Bahá’í-Gärten. Weil diese uns nicht so lange beschäftigten wie gedacht, sind wir mittags spontan nach Akko weitergefahren, wo wir die unterirdische Kreuzfahrerstadt besichtigt haben. Sehr spannend (und hier nachzulesen)! Unseren letzten Abend in Israel haben wir dann wieder in Tel Aviv verbracht und unsere Reise mit einem leckeren Abendessen gekrönt.
Tag 9: Tel Aviv
Auch die schönste Reise geht irgendwann zu Ende… Bevor wir nachmittags in den Flieger gestiegen sind, haben wir noch ein paar letzte Souvenirs in der Azrieli Mall eingekauft. Die übrig gebliebenen Schekel wollten schließlich noch ausgegeben werden!
Hier gibt’s nochmal die gesamte Route im Überblick – einschließlich unserer Unterkünfte, die wir allesamt empfehlen können:
[Hinweis: Wenn ihr zur Buchung eurer Unterkünfte die Booking-Links nutzt, die in unserer Karte eingebunden sind, erhalten wir einen kleinen Zuschuss für unsere Reisekasse. Euch entstehen dadurch natürlich keine Mehrkosten!]