[Israel] Mehr als nur Sand: Unterwegs im Makhtesh Ramon Nature Reserve

Wir stehen am Abgrund. Tief unter unseren Füßen: Sand. Nichts als Sand. Und Steine. So weit das Auge reicht. Endlose Landschaften. Karg – und doch wunderschön. Gerade geht die Sonne auf. Sie vertreibt das Dunkel der Nacht und taucht die Welt in ein sanftes, goldenes Licht. Ein absolut magischer Moment, den wir für immer in unseren Herzen tragen werden.

Wir lieben die Wüste! Von wegen trostlos und trist! Wer mit solchen Assoziationen um sich wirft, hat ihn nicht verstanden, den Zauber dieser einzigartigen Natur. Oder war einfach noch nicht am richtigen Ort. Im zweiten Fall können wir Abhilfe schaffen! Wir empfehlen: einen Besuch des Makhtesh Ramon mitten im Negev.

Mit unglaublichen 40 Kilometern Länge und bis zu 10 Kilometern Breite ist der Makhtesh Ramon der größte Erosionskrater der Welt. Wie sein Name schon vermuten lässt, entstand er in den vergangenen Millionen von Jahren durch die von Hitze, seltenen aber heftigen Regengüssen und Wind begünstigte Erosion. Unterschiedliche Gesteinsschichten wurden unterschiedlich schnell abgetragen, wodurch sich dieser Krater formte.

MakteshRamon_Stones

Hobby-Geologen würden hier viel zu tun haben.

Mitzpe Ramon am nördlichen Kraterrand ist der ideale Ausgangsort für Erkundungstouren. Denn dort gibt es neben Unterkünften, Restaurants (sehr zu empfehlen: „Hahavit“ in der Nakhal Tsikhor Street 10) und Supermärkten auch das „Ramon Visitor Center“. Wer sich für die geologische Geschichte des Kraters interessiert, ist hier perfekt aufgehoben. In einer interaktiven Ausstellung wird der Entstehungsprozess detailliert erklärt, außerdem gibt es allerhand Infos über Flora und Fauna. Weil wir uns im Vorfeld schon umfassend belesen hatten, konnten wir uns das Eintrittsgeld von knapp 7 € pro Person sparen. Stattdessen haben wir uns lieber ein paar schöne Wanderwege innerhalb des Kraters zeigen lassen. Bewaffnet mit bunt markierter Wanderkarte konnten wir anschließend unsere Wüstenexpedition starten. 

Mittendrin: (Kurz-)Wanderungen im Ramon-Krater

Eins vorweg: Für Wanderungen im Krater ist – je nach Auswahl der Ziele – definitiv ein Auto von Vorteil, weil schon der Abstieg in den Krater a) ziemlich zeitaufwendig sowie b) extrem schweißtreibend ist und außerdem die verschiedenen geologischen Phänomene c) teilweise weit auseinanderliegen. (An dieser Stelle erinnern wir nochmal an die enorme Kraterausdehnung!) Wir waren zum Glück motorisiert und konnten unsere Wanderziele daher nach Lust und Laune kombinieren.

Carpenter’s Workshop 

Der „Carpenter’s Workshop“ (deutsch: „Werkstatt des Zimmermanns“) ist eine interessante Gesteinsformation bestehend aus unzähligen prismatischen Basaltsäulen, die optisch stark an Holz erinnern. Er lässt sich im Rahmen einer etwa halbstündigen, gemütlichen Rundwanderung erkunden. Startpunkt ist ein kleiner Parkplatz neben der Krater-„Hauptstraße“ Nr. 40. Vom Besucherzentrum kommend fahrt ihr einfach in den Krater hinunter, biegt bei der ersten Gelegenheit rechts ab und folgt der schmalen Schotterstraße für einige hundert Meter. Et voilà. Der Weg führt teilweise über befestigte Holzstege, dank derer man nah an die Basaltsäulen herankommt, ohne sie zu beschädigen. Wanderschuhe sind für die Wanderung übrigens nicht notwendig. Patryk als bekennender Flipflop-Fanatiker hat sie sogar in ebendiesen bestritten.

MakteshRamon_WalkwayCarpenter

Der Carpenter’s Workshop wirkt beinahe wie künstlich angelegt.

Ach – und bitte nicht wundern, falls euer Auto das einzige auf dem Parkplatz sein sollte. So ist es uns an fast jedem Halt ergangen. Die meisten Reisenden scheinen es bei einem Besuch des „Visitor Centers“ und der dazugehörigen Aussichtsplattform zu belassen. Wenn sie wüssten, was sie verpassen…

Colored Sands

Die „Colored Sands“ sind eine Sammlung verschiedenfarbiger Sande, die von unterschiedlichen Stellen im Krater zentral an einem Ort zusammengetragen wurden. Wozu? Damit wir Touristen es einfacher haben, die Farbvielfalt des Makhtesh Ramon zu bestaunen. Man stelle sich das Ganze wie eine riesengroße Sandkiste vor, deren Inhalt in rot, gelb, beige und braun leuchtet. Vom zugehörigen Parkplatz direkt an der Hauptstraße führt ein kurzer Weg mitten hinein ins Sandvergnügen. 

MakteshRamon_ColoredSands

Bei den Colored Sands trafen wir auf eine Grundschulexkursion.

Alternativ kann man aber auch vom „Carpenter’s Workshop“ zu Fuß herkommen. So haben wir es gemacht. Für Hin- und Rückweg sollte man insgesamt etwa 45 Minuten einplanen. Die Strecke ist einfach – immer der Nase nach – und die Landschaft einfach atemberaubend schön!

MakteshRamon_way

Vielerorts waren farbige Sande zu sehen.

Wer genau hinschaut, kann bereits unterwegs immer wieder bunten Sand entdecken. Macht irgendwie noch viel mehr Spaß, als ihn auf dem Präsentierteller serviert zu bekommen.

Ammonite Wall

Tja, die „Ammonite Wall“… haben wir irgendwie verpasst. Weil wir gar nicht wussten, wonach wir genau suchen. Erst bei einer Internetrecherche am Abend haben wir es erfahren: die „Ammonite Wall“ ist ein felsiger Abhang, der über und über mit versteinerten Fossilien bedeckt ist. Von weitem sieht er wenig spektakulär aus – und genau das ist uns wohl zum Verhängnis geworden. Wir haben einfach nicht ordentlich hingeschaut. Trotzdem war unsere Wanderung keine verlorene Zeit, denn der Weg zwischen den steil aufragenden Felswänden ist einfach traumhaft. Nach etwa 20 Minuten sind wir aber ob der sengenden Sonne wieder umgekehrt.

MakteshRamon_AmmoniteWall

Auf dem Weg zur „Ammonite Wall“ knallte die Sonne unbarmherzig.

Damit ihr es besser machen könnt: die „Ammonite Wall“ befindet sich vom Parkplatz ausgehend auf der anderen Straßenseite und ist zu Fuß nach etwa 10 Minuten erreicht.

Von oben: Die besten Aussichtspunkte

Um den Ramon-Krater in all seiner Pracht überhaupt richtig begreifen zu können, schaut man ihn am besten von oben an. Wir haben drei verschiedene Aussichtspunkte entlang des Kraterrandes besucht, die wir euch gern weiterempfehlen möchten.

Lookout am „Visitor Center“

Der erste Aussichtspunkt ist wohl der offensichtlichste: die Aussichtsplattform nahe des Visitor Centers. Nein, wir meinen nicht die betonierte Terrasse direkt hinter dem Gebäude, sondern den abenteuerlichen Stahlbalkon, der sich etwa zweihundert Meter weiter nordöstlich befindet und über den Kraterrand hinausragt. Der Ausblick ist einfach fantastisch (sofern man eine kleine Portion Schwindelfreiheit mitbringt)! Macht aber nicht den Fehler und drängt euch hier tagsüber zwischen die Besuchermassen. Kommt lieber früh morgens her, wenn gerade die Sonne aufgeht. Ein absolut magischer Moment, den ihr mit deutlich weniger Menschen teilen müsst.

MakteshRamon_VisitorCentre

Besonders zum Sonnenaufgang liegt ein besonderer Zauber in der Luft.

Camel Hill Lookout

Der „Camel Hill Lookout“ liegt etwa 2 Kilometer südwestlich des Visitor Centers. Sein Name rührt daher, dass der Hügel, auf dessen Spitze sich der kleine Aussichtsturm befindet, von der Form her an ein Kamel erinnern soll. Offensichtlich fehlt uns entweder das geschulte Auge oder die notwendige Portion Phantasie, denn wir haben in dem Haufen Sand und Stein partout kein Wüstentier erkennen können… Aber hier kommt das eigentliche Highlight: Weil der Lookout ein wenig außerhalb der Stadt liegt, eignet er sich hervorragend für nächtliche Sternenhimmelbeobachtungen – außer, wenn man wie wir in einer Vollmondnacht dort ist. Der Mond schien so hell, dass wir tatsächlich Schatten warfen. Irre! Trotzdem waren wir froh über unsere Taschenlampe, denn der Zuweg zum Turm ist ganz schön uneben und birgt im Dunkeln einige Stolperfallen.

MakteshRamon_CamelHill

Am Camel Hill Lookout war es dank Vollmond für den Sternenhimmel doch etwas zu hell.

Desert Sculpture Park an der Albert Promenade

Wir müssen ehrlich gestehen, dass der Skulpturenpark an der Albert Promenade bei unserem Besuch am Ramon-Krater leider etwas zu kurz gekommen ist. Nach einem spannenden Tag voller Wüstenwanderungen war unser Entdeckergeist am späten Nachmittag schon ziemlich erschöpft. Deswegen haben wir den etwa zwei Kilometer langen Skulpturen-Trail nach ein paar hundert Metern wieder abgebrochen. Kunstliebhaber werden nun vermutlich verständnislos den Kopf schütteln. Immerhin haben wir uns etliche Steinskulpturen von Künstlern aus aller Herren Länder entgehen lassen, die dort ungemein fotogen am Kraterrand stehen – traumhafter Ausblick natürlich inklusive. Müssen wir wohl nochmal herkommen…

MakteshRamon_ScupltureGarden

Einen Skulpturen-Park direkt am Kraterrand hatten wir bisher auch noch nicht gesehen.

Und überhaupt: im Makhtesh Ramon warten noch so viele weitere, spannende Orte, die man alle gar nicht an ein oder zwei Tagen erkunden kann. Grund genug, Israel irgendwann mal wieder einen Besuch abzustatten!

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