[Israel] Völlig schwerelos: Warum ein Besuch am Toten Meer auf jede Bucketlist gehört

Berge und Täler zogen an unseren Autofenstern vorbei. Karg und grau. Kilometer für Kilometer fortwährend das gleiche Bild. Man könnte meinen, wir hätten uns längst satt sehen müssen an der endlosen Steinwüste des Negev. Und trotzdem klebten wir wie gebannt an der Scheibe – in freudiger Erwartung dessen, was gleich am Horizont auftauchen würde. Denn wir waren kurz davor, uns einen unserer Reiseträume zu erfüllen: ein Besuch am Toten Meer.

DeadSea_Road

Dann ging es abwärts: Auf dem Weg zu Toten Meer unterschreitet man den Meeresspiegel.

Baden im Toten Meer stand schon lange ganz weit oben auf unserer Bucketlist. Schwerelos sein. Einfach auf der Wasseroberfläche schweben – ganz ohne Hilfsmittel. Ein Salzgehalt von über 30 Prozent macht’s möglich. (Zum Vergleich: Im Mittelmeer liegt der Salzgehalt bei knapp 4 Prozent.) Aber nicht nur das war Grund für unsere Faszination. Das Tote Meer zählt zu den bizarrsten Landschaften der Welt. Seine Strände, die übrigens etwa 400 Meter unter dem Meeresspiegel liegen, sind über und über mit Salzkristallen bedeckt. In Kombination mit dem rotgelben Wüstensand und dem blau schimmernden Wasser ergibt das ein irres Farbenspiel. Die jordanischen Berge in der Ferne runden die Traumkulisse ab. (Nebenbei bemerkt ist das Tote Meer tatsächlich gar kein Meer, sondern ein abflussloser See, der vom Jordan gespeist wird.) 

DeadSea_Landscape

Bei diesen Landschaften freut man sich über jeden Parkplatz.

Schon die Anfahrt von Be’er Sheva kommend ist ein wahrer Augenschmaus. Während sich die Straße spektakulär und kurvenreich den Berg hinab windet, kann man zwischendurch immer wieder einen Blick auf’s glitzernde Wasser erhaschen. Am ersten, offiziellen Aussichtspunkt mussten wir natürlich gleich anhalten für eine Fotopause. Und wieder einmal waren wir sprachlos, was für magische Orte es auf unserer Welt doch gibt. 

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Die Kulisse macht einen einfach sprachlos!

Sich einfach mal treiben lassen und auf dem Wasser schweben!

Am Toten Meer angekommen hat man dann die Qual der Wahl: entlang des Westufers gibt es verschiedene (zum Teil kostenpflichtige) Strände, die Zugang zum Wasser ermöglichen. Einige von ihnen sind sogar mit Süßwasserduschen ausgestattet, die man dringend nutzen sollte! Einfach so wieder in die Klamotten zu springen ist nämlich wegen des fast schon ölartigen Salzfilms, der nach dem Bad auf der Haut zurückbleibt, absolut nicht empfehlenswert… Auf www.deadsea.com gibt es eine übersichtliche Auflistung aller Badestellen.

DeadSea_CPView

Der Blick aus unserem Hotelzimmer war einfach traumhaft.

Wir hatten uns entschieden, gleich über Nacht zu bleiben, damit das Floating-Vergnügen auch ja nicht zu kurz kommt und wir uns am nächsten Morgen gleich nochmal ins kühle Nass stürzen können. Deswegen steuerten wir zielstrebig Ein Bokek an, wo wir uns für eine Nacht im Crowne Plaza Dead Sea Hotel einquartiert hatten. Das kleine Badeörtchen besticht nun nicht gerade durch Charme. Eigentlich ist es rein funktional gestaltet mit riesigen Hotelbunkern, einfachen Restaurants und trostlosem Shoppingcenter, in dem jeder zweite Laden heillos überfrachtet ist mit unzähligen „Dead Sea“-Produkten. Schön ist definitiv anders! Aber wir waren ja zum Baden hier und deswegen begaben wir uns schnurstracks an den hoteleigenen Strandabschnitt und von dort aus ins Wasser. 

DeadSea_floating

Schwerelos wie Major Tom! Ein ungewohntes, aber ziemlich cooles Gefühl.

Der erste Eindruck: seltsam. Das Wasser wirkte irgendwie dickflüssig, fast ölig. Vorsichtig wateten wir tiefer. Gar nicht so einfach, auf dem salzverkrusteten Boden zu laufen… Noch ein Schritt. Und noch einer. Dann ließen wir uns langsam fallen – und begannen zu schweben. Ein unbeschreibliches Gefühl! Einfach Arme und Beine auf der Wasseroberfläche ablegen und entspannen. Gemeinsam trieben wir vor uns hin, genossen die wunderschöne Kulisse und ignorierten geflissentlich den Hinweis, eine Badezeit von 15 Minuten nicht zu überschreiten. Erst nach rund 30 Minuten fühlten wir uns im Stande, den Badespaß vorerst zu beenden – allerdings nicht ohne das obligatorische Foto „Tourist mit Buch (oder wahlweise Zeitung)“. Vorsorglich hatten wir uns schon mit entsprechender Lektüre versorgt und posierten nun auf dem Rücken liegend lesend für die Kamera. Gar nicht so einfach, das Gleichgewicht zu halten… Doch nach einem kurzen „Spritzwasser-im-Gesicht-Unfall“ (den das Buch unbeschadet überstand) hatten wir das Bild im Kasten – und waren um eine Lektion reicher: „Totes Meer“-Wasser schmeckt fürchterlich und brennt höllisch in den Augen! Nachmachen absolut nicht empfohlen! Schnell zogen wir den Hotel-Bademantel über und machten uns auf den Weg ins Zimmer, um das ganze Salz von unserer Haut zu waschen. Pro-Tipp: Unbedingt auch die Badesachen auswaschen, sonst können sie nach dem Trocknen ziemlich unangenehm riechen…

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So ein Bild möchte doch jeder machen, oder?

Nach einem anschließenden ziemlich freudlosen Abendessen (das Hotelbuffet war uns schlichtweg zu teuer und in Ermangelung von Alternativen landeten wir schließlich im 0815-Restaurant des Shopping Centers) begaben wir uns früh in die Federn und am nächsten Morgen wiederum früh an den Strand – um festzustellen, dass Floaten unter den sanften Strahlen der Morgensonne einfach das Nonplusultra ist. Kein Superlativ der Welt kann diesem Moment gerecht werden. Deswegen versuchen wir auch gar nicht erst, ihn in Worte zu fassen. Und zu erwähnen, dass wir die empfohlene Badezeit von 15 Minuten wieder dezent überschritten haben, ist eigentlich auch unnötig, oder?

Festung Masada: Mit der Seilbahn zurück auf Normalnull

Wenn man dann irgendwann genug hat vom Toten Meer, sollte man aber nicht überstürzt gen Jerusalem aufbrechen. Denn nur 16 Kilometer nördlich von Ein Bokek wartet noch ein weiteres Highlight auf Besucher. Nämlich: die Festung von Masada! Oder besser gesagt: das, was davon übrig ist. Von den meisten Gebäuden stehen leider nur noch die Grundmauern. Aber in Kombination mit dem ausführlichen Infoheftchen geben sie einen guten Eindruck, wie es hier einmal ausgesehen haben mag. Man muss der Festung zugute halten, dass sie schon vor über 2.000 Jahren erbaut wurde und eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Für die Juden gilt sie noch heute als Symbol der Freiheit.

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Die Seilbahn ersparte uns den schweisstreibenden Aufstieg über den Schlangenpfad.

Das Spektakulärste an Masada ist aber  definitiv die Aussicht! Dank der Lage auf einem 440 Meter hohen Felsplateau hat man die umliegende Wüste, das Tote Meer und auch das jordanische Gebirge jenseits des Wassers gut im Blick. In Kombination mit den alten Mauerresten lassen sich so tolle Fotos schießen. Wer sich das Traumpanorama mühevoll erwandern will, kann dafür den sogenannte „Schlangenpfad“ nutzen. Dieser führt ausgehend vom Besucherzentrum in ständigem Zick-Zack in etwa einer Stunde (je nach Kondition!) auf den Gipfel. Für alle Reisenden, die entweder deutlich weniger sportlich ambitioniert sind oder schlichtweg die heiße Mittagssonne fürchten (Wir!), gibt es alternativ auch eine Seilbahn. Keine Sorge, falls die Schlange zunächst furchtbar lang aussieht: Es geht schneller als gedacht! Beim Anstehen für die Talfahrt stand hinter uns eine Familie, dessen Oberhaupt unter lautem Gemecker über die viiieeel zu lange Warterei schlussendlich den Fußweg wählte. Frau und Kinder kletterten nach rund 20 Minuten mit uns an der Talstation aus der Gondel und winkten freudig dem Vater zu, der gerade mal die Hälfte des schweißtreibenden Weges zurück gelegt hatte. Tja, ein bisschen Geduld kann hier und da tatsächlich nicht schaden.

DeadSea_Massada

Die heutige Ruine hielt früher römischen Belagerungen stand.

Durch die Schluchten von Ein Gedi: Auf der Suche nach dem Wasser der Wüste

Lieber Natur statt Kultur? Dann empfehlen wir einen Halt im Ein Gedi Nature Reserve, etwa 30 Kilometer nördlich von Ein Bokek. Dort finden sich gleich zwei Wandergebiete: Wadi David und Wadi Arugot. Beide Bachtäler führen ganzjährig Wasser und sind daher außergewöhnlich grün – zumindest für eine Wüstenoase. Wadi David erfreut sich dank seiner leicht zu erreichenden Wasserfälle größter Beliebtheit. Auch wir entschieden uns in Anbetracht unserer begrenzten Zeit für diese Option.

DeadSea_EnGediBasin

Hier herrscht eine surreale Mischung aus Wüste, Wasser und üppiger Vegetation.

Unser Reiseführer hatte uns vorgewarnt: an Wochenenden und Feiertagen sind hier Himmel und Menschen unterwegs. Zum Glück war erst Donnerstag! Vormittags um gerade mal 10 Uhr wähnten wir uns in Sicherheit. Doch leider hatten wir unsere Rechnung ohne die unzähligen Schulklassen und Reisegruppen gemacht, bei denen Wandern offenbar ganz oben auf dem Tagesprogramm stand. Es war unglaublich voll – auf dem Parkplatz und ebenso im Wadi selbst. Das Vorankommen auf den schmalen Wegen war streckenweise nur im Schneckentempo und mit einer großen Portion Geduld möglich. Warten. Ein paar Schritte laufen. Warten. Höflich darum bitten, überholen zu dürfen. Warten. Die Landschaft ist unglaublich schön, keine Frage, aber all der Trubel trübt das Wandererlebnis schon ein wenig. 

DeadSea_EnGediView

Selten sind die Wander- und Spazierwege so leer wie hier.

Deswegen: Morgenstund’ hat auch hier Gold im Mund. Wer Wadi David in Ruhe genießen möchte, sollte versuchen, möglichst schon zur Parköffnung um 8 Uhr vor den Toren zu stehen.

Oder gleich Wadi Arugot besuchen, das als ruhigere, aber nicht minder schöne Alternative zum Wadi David gilt. Mit 200 Quadratkilometern Fläche ist es deutlich größer als sein Nachbar, was zwangsläufig auch in längeren Wanderrouten resultiert. Wer eine Rundwanderung absolvieren möchte, sollte a) Zeit, b) Kondition und c) eine gehörige Portion Trittsicherheit mitbringen. Als Belohnung winken dafür Einsamkeit und Natur pur. Uns fehlte leider die Zeit, um Wadi Arugot zu erwandern. Beim nächsten Mal!

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